Baden-Württemberg:Ergrünt

Die CDU kürt neues Spitzenpersonal - und zeigt altes Denken.

Von Josef Kelnberger

In Baden-Württemberg könnte 2021 eine Vorentscheidung im Kampf um die Macht im Bund fallen; für das Frühjahr ist die Landtagswahl terminiert, für Herbst die Bundestagswahl. Die Südwest-CDU hat sich jetzt, unter dem Eindruck der Europawahl, auf eine Spitzenkandidatin festgelegt: Bildungsministerin Susanne Eisenmann soll dem Grünen Winfried Kretschmann das Amt des Ministerpräsidenten abjagen. Es ist eine logische und zugleich irrationale Entscheidung.

Die Logik liegt darin, dass der Landesvorsitzende Thomas Strobl die zerstrittene Partei nach der katastrophalen Niederlage 2014 zwar stabilisieren und als Juniorpartner in eine Koalition mit den Grünen führen, aber nicht befrieden konnte. Die Konfliktlinien verlaufen zwischen Mann und Frau, konservativ und liberal, Stadt und Land. Hinzu kommen jede Menge alte Rechnungen. Susanne Eisenmann ist eine zupackende, manchmal allzu resolute, aber allseits respektierte Politikerin. Die CDU hofft zudem, sie werde in den städtischen Milieus punkten, in denen derzeit unangefochten die Grünen dominieren.

Irrational wirkt der Zeitpunkt der Entmachtung Strobls. Die Südwest-CDU hat bei der Europawahl die 30-Prozent-Hürde überschritten und lag mehr als sieben Punkte vor den Grünen, kein schlechter Wert in einer ergrünten Republik. Doch viele CDU-Menschen hängen gedanklich in den Zeiten fest, in denen absolute Mehrheiten gottgegeben erschienen. Das ist das eigentliche Problem der Partei.

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