Süddeutsche Zeitung

Bad Lobenstein:Bürgermeister nach Attacke auf Reporter des Dienstes enthoben

Thomas Weigelt soll Mitte August einen Zeitungsreporter angegriffen haben und wird nun vorläufig suspendiert.

Der Bürgermeister der thüringischen Kleinstadt Bad Lobenstein, Thomas Weigelt, wird vorläufig des Dienstes enthoben. Das teilte das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises mit. Der parteilose Lokalpolitiker soll Mitte August einen Zeitungsreporter angegriffen haben. Der Reporter stürzte dabei und verletzte sich laut Ostthüringer Zeitung am Ellenbogen. Nach eigenen Angaben hatte sich der Bürgermeister von dem Journalisten provoziert gefühlt, er bestritt aber einen Angriff.

Bad Lobensteins Bürgermeister sieht sich nun mit einer Anzeige wegen des Verdachts der Körperverletzung und der Sachbeschädigung konfrontiert. In einer Stellungnahme hatte Weigelt die Berichterstattung des Reporters als "Provokation" bezeichnet, von einer "Fehde" zwischen Zeitungsredakteur und Bürgermeister ist die Rede. Immer wieder habe der Journalist seine "persönliche Abneigung" in die Berichterstattung einfließen lassen. Der Bürgermeister will auf dem Marktfest lediglich abwehrend die Hände gehoben haben. "Ich habe Herrn Hagen nicht berührt", lässt Weigelt sich in dem Schreiben zitieren. "Ich gehe mit allen Menschen ruhig und freundlich um. Es ist bedauerlich, wenn diese sich nicht im Gegenzug zu benehmen wissen."

Wiederholt ist Thomas Weigelt in der Vergangenheit vorgeworfen worden, seinem Posten nicht gerecht zu werden. In einem Interview von Dezember 2021 kritisiert Weigelt die Corona-Beschränkungen. Man bewege sich in Deutschland in "schwer diktatorischen Bereichen", sagt er. Explizit erwähnt Weigelt die Berichterstattung der Ostthüringer Zeitung, die er für "sehr, sehr fragwürdig" halte. Ganz im Gegensatz zu den Corona-Protesten in seiner Stadt: "Rechtspopulistische Äußerungen finden hier gar nicht statt", behauptet der Bürgermeister. Dann fordert er die Entlassung des Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD). Weigelts Facebook-Aktivitäten beschäftigen derzeit die Kommunalaufsicht. Man sammle sämtliche Vorfälle und prüfe weitere Schritte, heißt es aus der Behörde. Im Juli scheiterte ein Abwahlverfahren gegen den Bürgermeister am nötigen Quorum.

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