Bad-Aibling-Prozess:Alle haben Mitleid mit Michael P.

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Der Fahrdienstleiter Michael P. (l) im Sitzungssaal des Landgerichts Traunstein mit seiner Anwältin Ulrike Thole. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Beim Prozess um das Zugunglück von Bad Aibling sehen viele den Fahrdienstleiter als David und würden viel lieber gegen Goliath kämpfen - die Bahn AG. Nur: Die ist nicht schuld.

Von Annette Ramelsberger und Lisa Schnell

Es will ihm keiner was, diesem bleichen Mann, der da auf der Anklagebank sitzt. Einen armen Teufel nennen sie ihn. Dem man doch anmerkt, wie es in ihm arbeitet. Die Wachtmeister bringen ihn beiläufig herein, so als hätten sie ihn gerade eben draußen getroffen und nicht aus der Haft vorgeführt, sie nehmen ihm die Handfesseln noch im Gang ab, damit er nicht wie ein Krimineller in den Gerichtssaal gehen muss. Auch die wenigen Angehörigen der Toten, die im Landgericht Traunstein sind, schonen diesen Mann, der für den Tod von zwölf Menschen verantwortlich ist. Michael P., Fahrdienstleiter aus dem kleinen Ort Eggstätt am Chiemsee, 40 Jahre alt, verheiratet, ein Stiefsohn. Seit mehr als 20 Jahren ist er bei der Bahn. "Dienstlich vorbildlich, zuverlässig, pünktlich, pflichtbewusst", sagt sein Vorgesetzter. Nicht mal einen Strafzettel hat P. in den vergangenen Jahren bekommen.

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