Baby Angela:Die Patin

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Angela Merkel Alhamza liegt im Arm ihrer Mutter Tema: Vor drei Wochen kam die Tochter eines syrischen Flüchtlingspaares in Duisburg zur Welt. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Warum immer mehr Flüchtlinge ihre Neugeborenen nach Deutschlands Kanzlerin Merkel benennen.

Von Ulrike Heidenreich

Maximilian und Sophie führen seit Jahren die Liste der beliebten Vornamen bei Deutschen an. Ein anderer Trend zeichnet sich bei Flüchtlingen ab: In den Asylunterkünften gibt es immer mehr Babys, die Angela heißen - aus Dankbarkeit der deutschen Kanzlerin gegenüber. Die jüngste Angela Merkel bringt 3320 Gramm auf die Waage und misst 55 Zentimeter. Geboren wurde das Mädchen am 27. Dezember in Duisburg, wo ihre Eltern Tema und Mamon Alhamza leben. Vor drei Monaten waren sie mit allen Bewohnern aus ihrem Dorf in Syrien vor der Terrorgruppe IS geflüchtet. "Wir wollen uns bedanken, dass wir hier sein dürfen. Deutschland ist wie eine Mutter zu uns", sagte Alhamza der WAZ.

Bereits im Sommer nannte Ophylia Adé, die aus Ghana geflüchtet war und in Hannover lebt, ihre jüngste Tochter Angela Merkel. Die Standesämter hatten damit kein Problem: Wenn das Kindeswohl nicht gefährdet ist, spricht nichts gegen derartige Vornamen. Zumal Merkel laut Namensregister eine Koseform von altdeutschen Namen ist, die mit "Mark" beginnen, etwa Markward. In Eberswalde nannte eine Kamerunerin ihren Sohn Christ Merkel - nach Jesus und der Kanzlerin. In Hildesheim lebt seit Oktober eine Angela mit irakischen Wurzeln. Die Wehen hatten bei der Mutter an der Grenze bei Passau eingesetzt.

Als im September das Foto des ertrunkenen dreijährigen Aylan für Entsetzen sorgte, betrachteten es auch Ivo und Kawas aus dem syrischen Kobanê geschockt. Sie kannten Aylans Familie. Trotzdem wagten sie mit ihrem Sohn und der neugeborenen Tochter die Flucht übers Meer. Die Familie hatte das Baby Angela genannt, sozusagen als gutes Omen. Alle kamen mit dem Leben davon und sind nun in Deutschland. Der Presse sagt die Mutter: "Meine Tochter soll wie Angela Merkel werden: erbarmungsvoll und mit großem Herzen."

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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