Autobranche:Mercedes senkt Prognose - Habeck lädt zu Autogipfel und stellt neue E-Fördermaßnahmen in Aussicht

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Nahezu alle Geschäftszahlen entwickeln sich schlechter als erwartet, der deutsche Premiumhersteller steckt in der Krise. (Foto: Sina Schuldt/picture alliance/dpa)

Der Stuttgarter Autobauer wird im laufenden Jahr deutlich weniger verdienen als bisher gedacht. Hauptgrund ist das schlechte Geschäft in China. Angesichts der Krise der Branche hat der Wirtschaftsminister für Montag ein Treffen einberufen.

Die Krise in der deutschen Autoindustrie zieht immer weitere Kreise. Nachdem schon der VW-Konzern in den vergangenen Wochen mit Krisenmeldung um Krisenmeldung in der Öffentlichkeit war und auch BMW Probleme mit einem Bremssystem meldete, kommen die schlechten Nachrichten an diesem Freitag von Mercedes: Der Autohersteller hat seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr gesenkt. Begründung: das schlechte konjunkturelle Umfeld, besonders in China. Ursprünglich waren für die Sparte Mercedes-Benz Cars im Jahr 2024 zehn bis elf Prozent Umsatzrendite eingeplant, jetzt werden es nur 7,5 bis 8,5 Prozent sein. Das ist ein dramatischer Rückgang.

Bislang hatte das Unternehmen nur einen leichten Rückgang in Aussicht gestellt. Auch der freie Mittelfluss (Free Cashflow) des Autogeschäfts, grob gesagt also was an Geld zum Ausgeben übrig bleibt, sieht Mercedes-Benz nun deutlich unter Vorjahr. Auch hier war das Unternehmen zuletzt von einem leichten Rückgang ausgegangen. Nahezu alle Geschäftszahlen entwickeln sich schlechter als erwartet, der deutsche Premiumhersteller steckt in der Krise.

Gemessen am Umsatz bilden die Autokonzerne die mit Abstand wichtigste Industriebranche in Deutschland. Der Krise dort wirkt sich unmittelbar auch auf die ebenfalls riesige Zulieferindustrie aus. ZF, einer der größten Zulieferei in Deutschland, hatte Ende Juli bereits angekündigt, in den kommenden vier Jahren bis zu 14 000 der 54 000 Stellen in Deutschland zu streichen. Die Lage bei Mercedes, BMW und VW ist im Detail sehr unterschiedlich. Das schwache wirtschaftliche Umfeld und die Probleme beim Übergang auf die Elektromobilität machen jedoch allen Autobauern zu schaffen – und die Bundesregierung gerät unter Druck, etwas dagegen zu tun.

Angesichts der angespannten Lage lädt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die großen deutschen Hersteller für Montag zu einem Autogipfel ein. An dem Treffen sollen auch der Branchenverband VDA und der Gewerkschaft IG Metall teilnehmen. Details sind noch nicht bekannt, aber Habeck plant wohl, die Konzerne beim Ausbau der E-Mobilität zu unterstützen. „Ich fühle mich schon in einer Verpflichtung, dass der Markt jetzt wieder anzieht“, sagte der Minister bei einem Besuch des Volkswagen-Werks in Emden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will sich am Montag mit Autobauern über die aktuell schwierige Lage in der Branche austauschen. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Speziell in Bezug auf VW sagte der Vizekanzler, dass Bund und Land – Niedersachsen hält 20 Prozent am Konzern – über die Unterstütuzung des Sanierungskurses im Unternehmen beraten. Er wolle dabei helfen, dass VW ohne Standortschließungen durch die Zeit komme und „personalpolitische Maßnahmen sich im normalen tariflichen Rahmen“ bewegen, sagte Habeck. VW hatte kürzlich den Vertrag mit den Gewerkschaften gekündet, der betriebsbedingte Kündigungen für die kommenden Jahre ausschloss. Selbst eine Werksschließung in Deutschland steht nun im Raum bei VW.

Das Manager Magazin hatte am Donnerstag davon geschrieben, dass 30 000 der 130 000 Stellen mittelfristig abgebaut werden sollen. Das habe Konzernchef Oliver Blume im kleinen Kreis langfristig als realistisch erachtet. Das Unternehmen bestätigte die Zahl allerdings nicht. Klar sei lediglich, dass der Konzern seine Kosten an den deutschen Standorten reduzieren müsse, nur so könne die Marke ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen verdienen. „Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche“, so eine Unternehmenssprecherin. Der Gesamtbetriebsrat ging deutlich auf Distanz zu dem Bericht im Manager Magazin: „Diese Zahl entbehrt jeglicher Grundlage und ist einfach nur Schwachsinn.“ Von der IG Metall kommen kämpferische Ansagen. „Wenn Volkswagen die Axt an die Belegschaft anlegen will, werden die Beschäftigten die passende Antwort geben“, sagte der IG-Metall-Verhandlungsführer bei Volkswagen, Thorsten Gröger.

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