Süddeutsche Zeitung

Autobahngebühr:Merkels Missverständnis mit der Maut

Eigentlich hätte die Kanzlerin im TV-Duell doch einfach sagen können: Seehofers Maut nur für Ausländer finde ich super! Ist ihr aber wohl nicht eingefallen. Stattdessen sagt ihr Sprecher jetzt, die Aussagen der Kanzerin zur Pkw-Maut müsse man "im gesamten Zusammenhang" lesen. Nur klarer werden sie dadurch auch nicht.

Ein Kommentar von Nico Fried, Berlin

Es ist im Grunde ganz einfach. Mit Angela Merkel wird es keine Pkw-Maut geben. Und wenn es doch mit Merkel eine Maut geben sollte, dann wird es keine solche Maut sein, wie Merkel sie gemeint hat, als sie im TV-Duell sagte: Mit mir wird es keine Maut geben.

Ist das klar? Eine Maut ist nicht einfach eine Maut, sondern eine Maut ist nur dann eine Maut, wenn sie nicht das ist, was es am Ende mit Merkel geben könnte.

Offenbar reden Kanzlerin und Volk aneinander vorbei. Zu der Maut, die es mit Merkel nicht geben wird, hat sie jetzt ihren Sprecher ausrichten lassen, dass man ihren Satz aus dem TV-Duell im gesamten Zusammenhang lesen müsse.

Der Sprecher will darauf hinaus, dass Merkel mit der Maut, die mit ihr nicht kommt, nur eine Maut meinte, bei der die deutschen Autofahrer mehr bezahlen. Aber dann hätte sie doch einfach sagen können: Seehofers Maut nur für Ausländer finde ich super! Ist ihr wohl nicht eingefallen.

Bei der NSA-Affäre war's gerade andersrum: Da hat der Pofalla aus Merkels Kanzleramt gesagt, die Vorwürfe seien vom Tisch. Das hat das brave Volk im gesamten Zusammenhang gelesen und - von Merkel unwidersprochen - daraus geschlossen, dass die NSA-Affäre vom Tisch sei. War wieder falsch.

41,5 Prozent bei der Bundestagswahl für Merkel lassen vermuten, dass sich viele Wähler und Merkel doch gut verstehen. Aber ob die Leute Merkel auch verstanden haben?

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Quelle:
SZ vom 05.11.2013
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