Über das Verhältnis zur Presse: "Ich habe immer ein schwieriges Verhältnis zur Presse gehabt. Mit Blick auf die Berichterstattung, die im Februar 2012 zu meinem Rücktritt führte, neigte ich eine Zeitlang dazu, auch die Artikel über meine Kandidatur und die ersten Amtswochen als Teil einer Medienkampagne zu sehen. Schließlich fanden sich einige der wichtigsten Presseorgane, die zur Jahreswende 2011/2012 zum großen Halali bliesen, bereits im Juni 2010 auf klarem Kurs gegen mich. Die Empörung über meine Nominierung im Juni 2010 korrespondierte auf gespenstische Weise mit dem Bashing am Ende."
Über Sigmar Gabriel: "Als am Morgen nach meiner Nominierung Joachim Gauck als der gemeinsame Kandidat von SPD und Grünen vorgestellt wurde, brachte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel den Gegensatz vermeintlich geschickt auf die verletzende Formel: 'Joachim Gauck bringt ein Leben in seine Kandidatur, und der Kandidat der Koalition bringt eine politische Laufbahn mit.' (...) Der Satz von Gabriel war anmaßend. Er sprach mir den Bezug zur Lebenswirklichkeit ab und stellte mich als Parteikarrierist in die Ecke. (...) Am Ende könnte mir Gabriels Entgleisung indirekt allerdings geholfen haben, weil sich Politiker auch in den Reihen der SPD ungerecht behandelt fühlten."
Über die Gerüchte über seine damalige Frau Bettina: "Erst zur Jahreswende 2011/2012 erfuhr ich, dass schon wenige Tage nach meiner Wahl und den ganzen Sommer 2010 über in den höheren Etagen des Journalismus (...), da wo die feineren Netze gesponnen werden, kolportiert wurde, meine Frau Bettina habe im Rotlichtmilieu gearbeitet. (...) Als ich kurz nach meinem Rücktritt von dieser Infamie erfuhr, habe ich zum ersten Mal geweint."
Über seine Rolle als Präsident: "Wenn ich einen Raum betrat, begab ich mich gleichsam in ein Vakuum. (...) Nach einer Rede hätte ich oft gern noch mit Anwesenden gesprochen. (...) Ich war in eine Wolke der Unantastbarkeit geraten, die weder meinem Naturell noch meinen Vorstellungen moderner Amtsführung entsprach."
Über den Anruf bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann: "Gelegenheit, Kai Diekmann anzurufen, gab es in Kuwait. (...) Es war kurz nach 20.00 Uhr - 18.00 Uhr MEZ - als ich im Wagen die Nummer von Diekmann wählte. Es war eine dieser langen Staatskarossen, in denen man hinten zu viert sitzt. (...) Ich sprach ruhig, klar und bestimmt. (...) Auf die Mailbox zu sprechen war eine Dummheit, eine Riesendummheit."
Aus "Ganz oben, ganz unten", Verlag C. H. Beck