Auszeichnung:Lob und Ehre für Gabriel

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Der ehemalige Außenminister wird Ehrenbürger seiner Heimatstadt Goslar. Als Laudator will der Bundes­präsident höchstselbst kommen.

Von Peter Burghardt

Auf Goslar ist Verlass für Deutschlands vormaligen Außenminister, da können sich die SPD und der Rest der Welt noch so seltsam benehmen. "Sobald ich auf der Heimfahrt aus dem Auto das Ortsschild Goslar sehe, sind viele Berliner Sorgen weit weg", schreibt Sigmar Gabriel auf seiner Website. In der schönen Stadt im Harz ist der Niedersachse 1959 geboren, dort lebt er mit seiner Familie. Und wenn er will, kommt ihn Berlin von höchster Stelle besuchen. Am Freitag wird der Goslaer Bürger Gabriel Goslaer Ehrenbürger, und die Laudatio hält: Frank-Walter Steinmeier, der Bundespräsident.

Wieso gibt der Staatschef den Lobredner für einen früheren Minister, der in der Heimat vom CDU-Oberbürgermeister Oliver Junk Urkunde und Plakette überreicht bekommt? Gabriel, so hört man, habe ihn gefragt, und Steinmeier habe zugesagt.

Letzteres ist besonders kurios, denn anderen Bundespräsidenten wäre so ein Termin eventuell ein bis zwei Nummern zu klein gewesen. Eine Ehrenbürgerschaftslaudatio? Noch dazu berichteten Kundige wiederholt von gewissen Spannungen zwischen den beiden Sozialdemokraten, Sigmar Gabriel und seine Partei fremdeln ohnehin gewaltig. Gerade spottet der Abgeordnete Gabriel auf Twitter über das bizarre Manöver der Großen Koalition, den Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär im Innenministerium wegzuloben: Maaßen werde "für sein Versagen im Amt befördert. Wenn Illoyalität und Unfähigkeit im Amt der neue Maßstab für Karriere sind, dann hat Horst Seehofer gute Chancen, bis zum Uno-Generalsekretär aufzusteigen."

Dies immerhin sieht mancher Genosse ähnlich. Außerdem rechtfertigen eingeweihte Kreise Steinmeiers Einsatz in Goslar mit dem Hinweis, Gabriel sei immerhin Vizekanzler gewesen. Auch hat Steinmeier seinen Posten nicht zuletzt Gabriel zu verdanken, dem damaligen SPD-Vorsitzenden, der 2017 das Außenministerium von ihm übernahm, ehe ihn die SPD 2018 abservierte. Der Zeit sagte der Außenminister Gabriel im Herbst vergangenen Jahres, dass er sich Steinmeier als Bundeskanzler aussuchen würde, wenn er könnte. "Aber der ist ja jetzt Bundespräsident."

Aus dem Rathaus von Goslar wird in der Einladung zum Festakt erläutert, dass Gabriel in seinen Ämtern "internationale Gäste und nationale Prominenz" in die Stadt geholt und diese "weltweit in ein positives Licht gerückt" habe. Jetzt also holt er den Bundespräsidenten Steinmeier, und eines Tages kommt dann vielleicht der Uno-Generalsekretär Seehofer.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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