Auszeichnung in Oslo:Norwegischer Rundfunk meldet EU als Friedensnobelpreisträgerin

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Offiziell bestätigt ist diese Nachricht noch nicht, doch der norwegische Rundfunk meldet bereits vor der Bekanntgabe in Oslo, dass die Europäische Union den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten soll.

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Europäische Union. Das meldet zumindest das norwegische Fernsehen etwa eine Stunde vor der offiziellen Mitteilung des Nobelpreiskomitees in Oslo. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen, berichtete der Sender NRK unter Berufung auf "vertrauenswürdige Kreise".

Die EU wurde schon mehrfach als Kandidatin für die Auszeichnung gehandelt. Die europäische Integration gilt als Musterbeispiel der friedlichen Zusammenarbeit von Staaten. In der aktuellen Eurokrise wäre die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis ein wichtiges Zeichen für die EU.

Die EU entstand aus den leidvollen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Im Mai 1950 - knapp ein Jahr nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR - legte Frankreichs Außenminister Robert Schuman einen Plan für eine engere Zusammenarbeit in Westeuropa vor.

Wachstumsschub nach Fall des Eisernen Vorhangs

Im April 1951 wurde die sogenannte "Montanunion" gegründet, ein Vorläufer der EU: Mit ihr wurden die als kriegswichtig geltenden Branchen Kohle und Stahl in Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden unter Aufsicht einer gemeinsamen Behörde gestellt. Aus der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) entstand am 25. März 1957 mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Auch ihr Ziel war es, einen neuen Krieg zwischen europäischen Staaten zu verhindern. Sie wurde 1973 erstmals erweitert.

Nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs wuchs die Zahl der Mitglieder von EG und später EU Schritt für Schritt auf derzeit 27. Vor allem der in den 80er Jahren geschaffene Binnenmarkt und der Wegfall der Grenzkontrollen machte ein immer engeres Zusammenrücken der Staaten nötig: Mittlerweile ist aus der Wirtschaftsgemeinschaft die Europäische Union geworden.

Die EU verfügt seit dem Lissabon-Vertrag von 2009 auch über einen eigenen diplomatischen Dienst. Sie ist der weltweit größte Zahler von Entwicklungshilfe. In den vergangenen Jahren ist die politische Entwicklung allerdings durch Stillstand und wirtschaftliche Schwierigkeiten in vielen Mitgliedsländern geprägt.

125 Preisträger seit 1901

Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 vergeben, über die Preisträger entscheiden die fünf vom norwegischen Parlament ausgewählte Mitglieder des "Norske Nobelkomite". Die EU wäre der 125. Preisträger

Im Vorfeld hatten die neben der EU Myanmars Präsident Thein Sein, Radio Echo Moscow und der kubanische Arzt und Menschenrechtler Oscar Elias Biscet Gonzalez als Favoriten gegolten. Auch Altbundeskanzler Helmut Kohl waren Chancen eingeräumt worden.

Im vergangenen Jahr wurden zum ersten Mal überhaupt drei Frauen ausgezeichnet. Die Journalistin Tawakkul Karman aus dem Jemen teilte sich den Preis mit der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee, ebenfalls aus Liberia. Davor ging die Auszeichnung an den Menschenrechtler Liu Xiaobo aus China und 2009 an US-Präsident Barack Obama.

Am Donnerstag erhielt in Stockholm der Chinese Mo Yan den Literaturnobelpreis. Zuvor gingen die wissenschaftlichen Auszeichnungen für Medizin, Physik und Chemie an sechs durchweg männliche Preisträger. Überreicht werden sie traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).

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