Auszeichnung:Die Favoriten für den Friedensnobelpreis

Griechische Lebensretter, der Papst, die verhinderten Friedensstifter von Kolumbien oder doch Angela Merkel? Die aussichtsreichen Kandidaten im Überblick - stimmen Sie ab, wen Sie wählen würden!

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Griechische Inselbewohner

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Quelle: AP

Status: Flüchtlingshelfer der Ägäis

Warum sie den Preis verdient haben: Griechische Inseln wie Lesbos, die nahe an der türkischen Küste liegen, sind die ersten Anlauforte für Flüchtlinge, die sich per Boot auf den Weg nach Europa machen. Einheimische Fischer retteten schon Unzählige vor dem Ertrinken. Viele der griechischen Bewohner unterstützen die ankommenden, entkräfteten Menschen und bringen sie teilweise sogar bei sich zu Hause unter.

Wie die Chancen stehen: Die griechischen Inselbewohner haben sehr gute Chancen auf die Auszeichnung, zumindest wenn man den Buchmachern traut. Käme es tatsächlich so, würde wohl eine kleine Auswahl von Bewohnern den Preis stellvertretend für alle Helfer entgegennehmen. Auch die US-Schauspielerin Susan Sarandon könnte zum Kreis der Ausgzeichneten gehören. Sie verbrachte vergangene Weihnachten auf Lesbos, um Flüchtlingen zu helfen. Der Priester Mussie Zerai aus Eritrea ist wegen seiner Hilfe für Bootsflüchtlinge ebenfalls ein Kandidat.

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Die Weißhelme

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Quelle: AP

Status: Lebensretter in Syrien

Warum sie den Preis verdient haben: Tausende zivile Freiwillige der Organisation "Syria Civil Defence" retten täglich unter hohem Risiko Verwundete aus bombardierten Gebieten im syrischen Bürgerkrieg, bergen Tote und leisten medizinische Nothilfe. Wegen ihrer Kopfbedeckung beim Einsatz in den Trümmern werden sie "Weißhelme" genannt.

Wie die Chancen stehen: Die Helfer zählen zu den klaren Favoriten. Ende September bekamen sie bereits den Alternativen Nobelpreis. Ob das ihre Aussichten auf das Original steigert oder schmälert, ist umstritten. Unterstützt werden die Helfer von Hollywood-Stars wie George Clooney und Ben Affleck. Beste Chancen haben sie trotzdem nicht, meint der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Kristian Berg Harpviken, der jedes Jahr seine Liste der Favoriten veröffentlicht. "Ich glaube nicht, dass die Auszeichnung wieder an eine Organisation geht." In den vergangenen vier Jahren haben Organisationen bereits drei Mal die Auszeichnung erhalten.

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Juan Manuel Santos und Rodrigo "Timochenko" Londoño

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Quelle: AFP

Status: Friedensstifter in Kolumbien

Warum sie den Preis verdient haben: Nach fünf Jahrzehnten des bewaffneten Konflikts unterzeichneten der kolumbianische Präsident Santos (links) und der Kommandeur der linken Farc-Rebellen Londoño im September in Cartagena einen Friedensvertrag. Doch die Mehrheit der Kolumbianer lehnte den Deal in einem Referendum ab.

Wie die Chancen stehen: Die fehlende Zustimmung zum Abkommen verschlechtert die Chancen auf die Auszeichnung deutlich. Das findet zumindest der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts, Kristian Berg Harpviken. "Der kolumbianische Friedensvertrag und alle, die damit zu tun haben, sind schlicht keine Kandidaten für den diesjährigen Friedensnobelpreis." Andererseits: Den beiden Friedensstiftern jetzt erst recht den Preis zu verleihen, könnte ein starkes Signal senden, die Versöhnung fortzusetzen.

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Unterhändler des Atomdeals

Foreign ministers prepare for a family photo in Vienna

Quelle: REUTERS

Status: Brückenbauer zwischen dem Westen und Iran

Warum sie den Preis verdient haben: Ein weiteres wichtiges Abkommen zieht die Aufmerksamkeit des Nobelkomitees auf sich. Nach jahrelangen Verhandlungen konnte im Sommer 2015 ein Atomdeal mit Iran ausgehandelt werden, der sicherstellen soll, dass das Nuklearprogramm des Landes nur für friedliche Zwecke genutzt wird. Als Preisträger für den diplomatischen Erfolg kommen gleich mehrere Unterhändler in Betracht: US-Außenminister Kerry (2. von rechts) ebenso wie sein iranisches Pendant Mohammad Javad Zarif (links); aber auch US-Energieminister Ernest Moniz (rechts), und der Chef der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi (2. von links), sind mögliche Kandidaten für den Preis.

Wie die Chancen stehen: Da es bei der Umsetzung des Atom-Deals immer wieder Ungereimtheiten gibt und im Iran der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung noch verhalten ausfällt, gilt das Abkommen nicht bei allen als Erfolg. Das mindert die Chancen.

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Angela Merkel

Bundeskanzlerin Merkel besucht Flüchtlingsunterkunft

Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa

Status: Anwältin der Flüchtlinge

Warum sie den Preis verdient hat: Ihre offene Flüchtlingspolitik hat Angela Merkel weltweit zu einer Symbolfigur für einen menschlichen Umgang mit der Krise gemacht. Im Ausland erntet sie dafür viel Lob. Erst im September dankte ihr Barack Obama persönlich beim UN-Flüchtlingsgipfel in New York dafür, "das Richtige zu tun". Vielleicht ist die Fürsprache eines früheren Preisträgers ein gutes Omen.

Wie die Chancen stehen: In Deutschland hat ihr Ruf als "Flüchtlingskanzlerin" mittlerweile einen negativen Klang. Auch bei Online-Wettbüros rangiert Merkel nur noch im Mittelfeld. Allzu traurig wäre sie wohl nicht, wenn jemand anderes am 10. Dezember zur Preisverleihung nach Oslo reisen würde. Denn wie Obama ebenfalls vorführte, kann die bedeutungsschwere Auszeichnung auch eine Bürde für aktive Politiker sein.

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Swetlana Gannuschkina

Russische Bürgerrechtlerin Swetlana Gannuschkina

Quelle: dpa

Status: Russische Bürgerrechtlerin

Warum sie den Preis verdient hat: Die Menschenrechtsaktivistin setzt sich seit 1990 mit ihrer Organisation "Civic Assistance Committee" für Flüchtlinge und Vertriebene ein, obwohl sie dabei immer wieder von den russischen Behörden behindert wird. Schon mehrere Zehntausend Menschen haben dank ihrer Hartnäckigkeit von Rechtsberatung und Bildungsangeboten profitiert.

Wie die Chancen stehen: Auch Gannuschkina hat in diesem Jahr bereits den Alternativen Nobelpreis der Right-Livelihood-Stiftung erhalten. Die Auszeichnung wäre eine persönliche Genugtuung für die seit Jahrzehnten engagierte Gannuschkina und würde zusätzlich die teils schwierige Lage von Flüchtlingen in Russland in den Fokus rücken.

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Edward Snowden

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Quelle: AFP

Status: US-Whistleblower im Exil

Warum er den Preis verdient hat: Mit den Veröffentlichungen von Dokumenten des amerikanischen Geheimdienstes NSA hat Snowden eine weltweite Debatte über Datenschutz und die umfangreichen Werkzeuge zur staatlichen Überwachung ausgelöst. In den USA kam es daraufhin zu Gesetzesänderungen, die zumindest US-Staatsbürger besser vor dem umfassenden Ausspähen schützen sollen. Für diesen Erfolg zahlt Snowden einen hohen Preis: Er lebt im russischen Exil.

Wie die Chancen stehen: Snowden ist nicht zum ersten Mal unter den Kandidaten. Doch die Vergabe des Preises an ihn wäre ein Affront gegenüber der US-Regierung, die Snowden als Verräter betrachtet. Spannungen mit Norwegen wären wohl die Folge. Fraglich, ob das vom norwegischen Parlament ernannte Nobelkomitee tatsächlich den diplomatischen Eklat provoziert. Die Buchmacher glauben nicht daran.

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Papst Franziskus

Pope Francis Visits The Greek Island Of Lesbos To Meet With Migrants

Quelle: Andrea Bonetti/Getty Images

Status: Katholischer Hoffnungsträger der Armen

Warum er den Preis verdient hat: Mit seiner klaren Haltung zum Klimaschutz, zur Armutsbekämpfung und zur Unterstützung von Flüchtlingen hat der oberste Vertreter der Katholiken Respekt und Anerkennung weit über die Kirche hinaus gewonnen. Im April besuchte er Flüchtlinge in Griechenland, sprach von der "schlimmsten humanitären Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg" und nahm zwölf Flüchtlinge auf dem Rückflug mit, die im Vatikan Zuflucht finden.

Wie die Chancen stehen: Franziskus galt schon in den vergangenen beiden Jahren als aussichtsreicher Kandidat. In der Flüchtlingskrise hat er deutliche Worte gefunden. Sollte das Nobelkomitee das Engagement für Flüchtlinge auszeichnen wollen, gäbe es aber andere Kandidaten, die sehr konkret unterstützt haben. Auf den Wettportalen wird der Pontifex trotzdem als einer der großen Favoriten gehandelt.

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Denis Mukwege

Congolese physician wins EU prize for work with rape victims

Quelle: dpa

Status: Arzt im Kampf gegen Kriegsgewalt

Warum er den Preis verdient hat: Während der Kongo-Kriege kam es zu systematischer sexueller Gewalt, vor allem gegenüber Frauen und Mädchen. Der Gynäkologe und Menschenrechtsaktivist Denis Mukwege ist Spezialist für innere Verletzungen. Er behandelte und operierte Frauen, die in dem zentralafrikanischen Land Opfer sexueller Gewalt wurden, und spricht die Menschenrechtsverletzungen offen an.

Wie die Chancen stehen: Denis Mukwege hat schon fast einen Dauerplatz auf der Kandidatenliste. Auch dieses Jahr wird er auf den Online-Wettportalen wieder hoch gehandelt. Ob er nun die renommierte Auszeichnung bekommt, erscheint angesichts der dominanten Flüchtlingsdebatte fraglich.

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Raif Badawi

Saudi blogger flogged in public protest

Quelle: dpa

Status: Saudischer Blogger für die Freiheit

Warum er den Preis verdient hat: Badawi gründete 2008 die Website "Free Saudi Liberals", um sich für die Meinungsfreiheit in dem autokratischen saudischen Königreich einzusetzen. Dabei schreckte er auch nicht davor zurück, heikle Themen wie die in der Monarchie extrem strenge Auslegung des Islams anzusprechen. Die Reaktion fiel drastisch aus: 2012 wurde Badawi inhaftiert und später zu 1000 Peitschenhieben verurteilt.

Wie die Chancen stehen: Glaubt man den Wettforen, wird Badawi nicht der nächste Friedensnobelpreisträger. Allerdings erhielt der Aktivist im vergangenen Jahr bereits den Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments.

© SZ.de/sjan/DPA/AFP/odg
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