Auszählungschaos in Afghanistan:Abdullah erklärt sich zum Sieger der Präsidentenwahl

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Das Ergebnis der Auszählung sagt etwas anderes. Der afghanische Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah sieht sich trotzdem als Gewinner. Alles andere sei "Wahlbetrug", sagt er. Jetzt soll US-Außenminister Kerry das Problem lösen.

  • Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah erklärt sich bei Präsidentenwahl zum Gewinner - obwohl sein Konkurrent bei der Stichwahl deutlich vorne liegt. Abdullah erhebt Fälschungsvorwürfe.
  • Das vorläufige Wahlergebnis sieht Ghani klar vorne. Allerdings müssten zunächst die zahlreichen Beschweren wegen Wahlbetrugs geprüft werden.
  • US-Außenminister Kerry warnt vor Bildung einer Parallelregierung, Ende der Woche soll er in Kabul schlichten.

Abdullah Abdullah: "Wir haben gewonnen"

Der afghanische Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah hat sich trotz gegenteiliger vorläufiger Wahlergebnisse zum Sieger der zweiten Wahlrunde Mitte Juni erklärt. "Wir sind stolz, wir respektieren das Votum des Volkes, wir haben gewonnen", sagte der frühere Außenminister vor tausenden Anhängern in Kabul. Er werde ein "betrügerisches Ergebnis" nicht akzeptieren - "nicht heute, nicht morgen, niemals", rief Abdullah der Menschenmenge zu.

Eine Beschwerdekommission soll nun sämtliche Einwände gegen das Wahlergebnis prüfen. Trotz seiner Vorwürfe an das gegnerische Lager sagte Abdullah, dass er keine Spaltung des Landes anstrebe. "Wir wollen die nationale Einheit und die Würde Afghanistans erhalten", sagte er. "Wir wollen keinen Bürgerkrieg, wir wollen keine Krise. Wir wollen Stabilität, nationale Einheit, keine Spaltung."

Vorläufige Wahlergebnisse zeigen Aschraf Ghani als Sieger

Gemäß den vorläufigen Wahlergebnissen, die am Montag veröffentlicht worden waren, hat Abdullahs Kontrahent, der frühere Finanzminister Aschraf Ghani, die Stichwahl mit 56,4 Prozent gewonnen. Er lag damit deutlich vor Abdullah, der auf 43,5 Prozent kam.

In der ersten Wahlrunde hatte Abdullah noch mit großem Vorsprung an der Spitze gelegen. Das offizielle Ergebnis soll am 24. Juli bekannt gegeben werden.

Dem vorläufigen Ergebnis zufolge liegt Präsidentschaftskandidat Ashraf Ghani vorn. (Foto: dpa)

US-Außenminister Kerry in Kabul erwartet

Abdullah kündigte an, US-Außenminister John Kerry werde am Freitag nach Kabul kommen, um bei der Lösung der Wahlkrise zu helfen. Angesichts des Streits in Afghanistan über das Ergebnis der Präsidentenwahl warnte Kerry vor einer unrechtmäßigen Machtübernahme gewarnt. "Ich habe Berichte über Proteste in Afghanistan und Andeutungen über eine Parallelregierung mit größter Sorge zur Kenntnis genommen", erklärte Kerry in einer von der US-Botschaft in Kabul veröffentlichten Mitteilung.

Jeder Schritt, die Macht unrechtmäßig zu übernehmen, werde Afghanistan die finanzielle und sicherheitspolitische Unterstützung der USA und der Staatengemeinschaft kosten.

Viele Tote bei neuen Anschlägen

Die Taliban in Afghanistan setzten derweil ihre Anschläge auf ausländische Soldaten fort. Ein Selbstmordattentäter der Taliban riss in der ostafghanischen Provinz Parwan 16 Menschen mit in den Tod, darunter vier tschechische Soldaten der internationalen Schutztruppe Isaf. Bei den anderen Opfern handele es sich um zehn Zivilisten und zwei Polizisten. Acht Menschen seien verletzt worden, darunter ein Kind. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul hatten Sicherheitskräfte in den 24 Stunden zuvor in acht Provinzen im Süden und Osten des Landes Operationen gegen die Taliban begonnen. Dabei seien bislang 51 Aufständische getötet und 38 verwundet worden. Unter den Toten seien örtliche Taliban-Anführer.

© SZ.de/AFP/dpa/joba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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