Ausweitung des Bürgerkriegs:Syrische Kampfjets greifen Libanon an

Im Libanon wächst die Angst, in den Bürgerkrieg in Syrien hineingezogen zu werden: Erstmals griff die syrische Luftwaffe Stellungen in dem Nachbarland an. Die USA sprechen von einer "signifikanten Eskalation".

Syriens Luftwaffe hat den Libanon angegriffen. Das haben die USA bestätigt, nachdem bereits Augenzeugen von den Raketeneinschlägen berichtet hatten. Es handele sich um eine "signifikante Eskalation" des Syrien-Konflikts, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Washington, Victoria Nuland. Kampfjets und Hubschrauber hätten Raketen in den Norden Libanons abgefeuert. Die Geschosse seien in der Nähe der Grenzstadt Arsal eingeschlagen. Damit habe die syrische Führung die Souveränität des libanesischen Staates verletzt.

Zuvor hatte ein Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte berichtet, syrische Kampfflugzeuge hätten Raketen auf Stellungen in der libanesischen Ortschaft Arsal abgefeuert, deren Einwohner die Rebellen unterstützen sollen. Einem Bewohner zufolge trafen die Raketen unbewohntes Gebiet.

Der seit zwei Jahren währende Bürgerkrieg zwischen Rebellen und Regierung in Syrien war zuletzt immer wieder über die Grenzen des Landes getragen worden. So wurden in den vergangenen Monaten mehrfach die von Israel besetzten Golanhöhen beschossen, auch im Grenzgebiet zum Irak und zur Türkei gab es Zwischenfälle. Das libanesische Grenzgebiet geriet bereits mehrfach unter Beschuss.

Bürgerkrieg befeuert Spannungen im Libanon

Syrien hatte vor wenigen Tagen mit Angriffen auf Rebellen gedroht, die im benachbarten Libanon Unterschlupf suchen. Das syrische Außenministerium beschwerte sich laut einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana am vergangenen Donnerstagabend bei der libanesischen Regierung darüber, dass an den vergangenen beiden Tagen eine große Zahl von Kämpfern aus dem Nord-Libanon die Grenze bei der libenesischen Stadt Tel Kalach überquert hätten. Es sei zu Kämpfen mit vielen Toten gekommen, ehe sich die Rebellen in den Libanon zurückzogen.

"Syrien erwartet vom Libanon, dass er bewaffnete Terror-Gruppen vom Überschreiten der Grenze abhält", zitierte Sana damals aus der Depesche. Syriens Geduld sei nicht grenzenlos, obwohl seine Streitkräfte bisher davon abgesehen hätten, "bewaffnete Banden auf libanesischem Territorium" anzugreifen.

Im Libanon wächst die Befürchtung, in den Bürgerkrieg im Nachbarland hineingezogen zu werden. Das Land mit seinen vier Millionen Einwohnern, das zwischen 1975 und 1990 selbst einen blutigen Bürgerkrieg ausfocht, hat Schätzungen zufolge mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Der Konflikt in Syrien hat auch die Spannungen zwischen Christen, Sunniten und Schiiten im Libanon verschärft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: