Auswärtiges Amt:Zwei weitere Deutsche in der Türkei festgenommen

ANTALYA TURKEY AUGUST 26 2017 A plane flies over the Antalya International Airport Sergei Boby

Der internationale Flughafen in Antalya.

(Foto: Sergei Bobylev/imago/ITAR-TASS)
  • In Antalya wurden zwei Deutsche wegen politischer Vorwürfe festgenommen.
  • Bisher gab es keinen direkten Kontakt zu den Festgenommenen.
  • Sie sollen aber ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft haben und verwandt sein.

Die türkische Polizei hat am Donnerstag zwei weitere Deutsche wegen politischer Vorwürfe festgenommen. Das bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.

Wie die SZ erfuhr, wurden die Deutschen bei der Einreise am Flughafen in der Touristenhochburg Antalya festgenommen. Nähere Angaben zu den Personen sind nicht bekannt. Bestätigt sei allerdings, dass die beiden ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft haben und verwandt sind.

Den ersten Hinweis an das Generalkonsulat in Izmir lieferte eine NGO. Später wurde die Festnahme von der Flughafenpolizei in Antalya bestätigt. Die Bundesregierung versuche, Kontakt herzustellen und konsularische Betreuung so schnell wie möglich sicherzustellen, so die Außenamtssprecherin.

55 Deutsche in der Türkei in Haft

Die Türkei hat seit dem gescheiterten Putsch im Juli 2016 Zehntausende Menschen unter dem Vorwurf der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung inhaftiert, meist Menschen, die in den Augen der Regierung dem Prediger Fethullah Gülen und seiner regierungskritischen Bewegung nahestehen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes befinden sich derzeit 55 deutsche Staatsangehörige in der Türkei in Haft, davon zwölf aus politischen Gründen. Mindestens vier haben die doppelte Staatsbürgerschaft.

Der Journalist Deniz Yücel, der ebenfalls beide Staatsbürgerschaften besitzt, ist mittlerweile seit 200 Tagen in der Türkei im Gefängnis. Auch die deutsch-türkische Journalistin Mesale Tolu ist bereits seit Ende April in türkischer Haft.

Zuletzt hatte die Festnahme des Berliner Menschenrechtsaktivisten Peter Steudtner für Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdoğan gesorgt. Steudtner wurde Anfang Juli in Untersuchungshaft genommen, nachdem er an einem Workshop zum Thema Datensicherheit teilgenommen hatte, bei dem auch einige Mitarbeiter von Amnesty International anwesend waren. Der offizielle Vorwurf lautete: Unterstützung einer Terrororganisation.

Nach Steudtners Festnahme hatte die Bundesregierung nach langem Zögern doch eine härtere Haltung gegenüber der Türkei gezeigt. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Reisehinweise für Türkei-Urlauber verschärft und angekündigt, Bürgschaften für deutsche Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen.

Man setze sich "auf allen Kanälen" für Deniz Yücel ein, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am vergangenen Montag in einem Interview mit der taz. Leider habe das bisher nicht zur Freilassung Yücels geführt, "aber nichts würde ich mir mehr wünschen als das", sagte Merkel.

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