Süddeutsche Zeitung

Auswärtiges Amt:Schlüsselrollen im Hindukusch

Frieden in Afghanistan sei nur mit Pakistan möglich, sagt Außenminister Maas - und nur mit den Taliban, sagt Islamabad.

Von Mike Szymanski, Islamabad

Außenminister Heiko Maas (SPD) hat die pakistanische Regierung ermuntert, den beginnenden Friedensprozess im Nachbarland Afghanistan nach Kräften zu unterstützen. Er sei zuversichtlich, dass "richtige politische Entscheidungen das Ansehen Pakistans in der Welt" steigern würden, sagte Maas am Dienstag in Islamabad zum Abschluss seiner dreitätigen Reise in die Region. Er führte Gespräche mit Premier Imran Khan, Außenminister Mehmood Qureshi und dem Militärchef. Zuvor hatte Maas bereits die afghanische Hauptstadt Kabul besucht. Es war seine erste Reise in die Region.

Pakistan nimmt nach Ansicht Berlins eine Schlüsselrolle bei einem Friedensprozess ein. Ohne Beteiligung Islamabads werde es keine Lösung für Afghanistan geben, heißt es. Dort sind derzeit noch gut tausend Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Der Bundestag berät derzeit über die Verlängerung des Mandats.

In Islamabad vertritt man seit Längerem die Auffassung, Frieden in Afghanistan könne es nur geben, wenn die islamistischen Taliban an den Gesprächen beteiligt würden. In einem Kurswechsel hatten die USA im vergangenen Sommer direkte Gespräche mit den Taliban aufgenommen. Washington will sein militärisches Engagement in der Region herunterfahren. Präsident Donald Trump hat bereits einen Teilabzug der Truppen angekündigt, ohne jedoch konkreter zu werden. Das hat zu Verunsicherung in der Region geführt. Ein Abzug der Truppen würde das Land schwer treffen. Nach wie vor ist es kaum in der Lage, allein für Sicherheit im Inneren zu sorgen. Gefechte mit den Taliban fordern nach wie vor hohe Opfer auf Seiten der afghanischen Streitkräfte. Die Sicherheitslage hat sich wieder verschlechtert. Die afghanische Regierung verfolgt mit Sorge und Misstrauen, dass Gespräche über die Zukunft des Landes bislang an ihr vorbei geführt werden.

Maas verteidigte das Vorgehen der USA, die Regierung in Kabul derzeit nicht an Gesprächen zu beteiligen. Diese seien noch nicht so weit gediehen, dass man schon Formate für weitere Verhandlungen festlegen könne. Er verwies darauf, dass der US-Unterhändler auch mit Kabul Gespräche führe. Die jetzigen Treffen mit allen Beteiligten seien Voraussetzung für gemeinsame Gespräche zu einem späteren Zeitpunkt. Er bot an, eine weitere Afghanistan-Konferenz in Deutschland auszurichten, wenn alle Beteiligten so weit seien.

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Quelle:
SZ vom 13.03.2019
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