Gegen drei Uhr nachmittags setzte sich ein weißer Kleinbus in Bewegung. Eine große Schar von Reportern und Fotografen hatte sich vor dem Park Hotel in Carlton, einem nördlichen Innenstadtbezirk von Melbourne, versammelt, Leute mit Bannern und serbischen Fahnen, daneben Menschenrechtsaktivisten, die auf das Schicksal von Migranten aufmerksam machen, die in dieser Unterkunft auf ein Visum oder die Abschiebung warten. Keiner von ihnen konnte zunächst bestätigen, was nur vermutet wurde: dass hinter den getönten Scheiben Novak Djokovic saß, der momentan beste Tennisspieler der Welt, zwanzigmaliger Grand-Slam-Sieger, neunmaliger Titelträger des wichtigsten Turniers der südlichen Hemisphäre, Impfskeptiker, Volksheld in Serbien. Und seit seiner Ankunft in Australien fünf Tage zuvor auch der berühmteste Abschiebekandidat der Welt.
Novak Djokovic in Australien:Schrei nach Liebe
Novak Djokovic wollte immer der Beste sein. Die Serben feiern ihn als Helden, der Vater vergleicht ihn mit Jesus. Jetzt darf er in Melbourne bleiben, vorerst zumindest. Über die Last, gewinnen zu müssen.
Von Florian Hassel, Gerald Kleffmann und Barbara Klimke
Lesen Sie mehr zum Thema