Was erwarten Deutsche von der Außenpolitik?:Mehr Engagement, bitte

Was erwarten Deutsche von der Außenpolitik?: Soll Deutschland bei globalen Krisen aktiver werden? Hier der UN-Sicherheitsrat mit Bundesaußenminister Heiko Maas.

Soll Deutschland bei globalen Krisen aktiver werden? Hier der UN-Sicherheitsrat mit Bundesaußenminister Heiko Maas.

(Foto: Johannes Eisele/AFP)

Vor allem Jüngere wünschen sich, dass Deutschland sich international mehr einmischt, das folgt aus einer Umfrage der Hamburger Körber-Stiftung.

Von Maximilian von Klenze

Vor allem junge Bürger hierzulande wollen, dass sich Deutschland international stärker einmischt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zur Haltung der Deutschen gegenüber der Außenpolitik. Für die repräsentative Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung wurden 1162 Telefoninterviews mit Wahlberechtigten von 18 Jahren an geführt.

Knapp jeder Zweite der 18- bis 34-Jährigen ist demnach dafür, dass Deutschland in Zukunft mehr weltpolitische Verantwortung übernimmt. Damit vertreten junge Menschen eine andere Meinung als ihre Eltern und Großeltern, die weiterhin eine zurückhaltende Außenpolitik unterstützen. In der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen und bei den über 65-Jährigen gaben nur rund 36 beziehungsweise 37 Prozent an, Deutschland solle sich stärker bei der Lösung globaler Krisen engagieren. Über alle Altersgruppen hinweg stimmte insgesamt die Hälfte der Befragten für Zurückhaltung.

Die To-do-Liste der deutschen Außenpolitik ist lang. Anfang September, zum Zeitpunkt der Befragung, war der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan bereits drei Monate her, doch die Wahrnehmung war weiter von der Lage am Hindukusch bestimmt. Gefragt nach den größten Herausforderungen, nannten 31 Prozent den Afghanistan-Konflikt, gefolgt von der Flüchtlings- und Migrationspolitik (24 Prozent) und dem Klima- und Umweltschutz (21 Prozent). Allerdings ist die Rangfolge bei Jüngeren anders: Befragte zwischen 18 und 34 Jahren sehen im Klimaschutz die größte Herausforderung.

Beim Klimaschutz setzen die Jungen besonders auf die EU

Viele Hoffnungen ruhen in der Außenpolitik auf der EU, doch müsse diese dringend handlungsfähiger werden: 65 Prozent der Befragten meinen, der nächste Bundeskanzler solle in Brüssel die Stärkung einer gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik als oberstes Ziel anstreben. Innerhalb der EU wird dabei Frankreich als wichtigster deutscher Partner gesehen (27 Prozent). Noch wichtiger erscheint nur die Beziehung zu den USA (44 Prozent). Die Trump-Jahre haben demnach offenbar nicht zu einer irreversiblen Entfremdung geführt: Seit Joe Biden im weißen Haus das Sagen hat, schätzen wieder 71 Prozent der Befragten das Verhältnis als gut oder sehr gut ein - 2020 lag der Wert bei 18 Prozent im Keller.

Wenn es um den Klimaschutz geht, wird vor allem die EU als wesentliche Kraft für Veränderung wahrgenommen. Im Vergleich mit den USA, China, den UN, "der Wirtschaft" und "der Zivilgesellschaft" schnitt die EU als einziger Akteur positiv ab. Das Selbstbild der Deutschen als Ökonation hält sich außerdem weiter stabil: 53 Prozent gaben an, Deutschland beim Klimaschutz als Vorreiter in Europa zu sehen.

Auffällig ist auch der große Optimismus der jungen Generation, was die Digitalisierung betrifft: 71 Prozent der 18- bis 34-Jährigen äußerten die Ansicht, eine zunehmend digitalisierte Welt sei eine Chance für die Demokratie und keine Gefahr. Von allen Befragten meint das nur die Hälfte. Auf die Kraft des Marktes vertrauen die Deutschen in der Digitalisierung nur bedingt - 76 Prozent sprechen sich dafür aus, die wirtschaftliche und politische Macht großer Internetkonzerne einzuschränken.

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