Außenministerium lahmgelegt:Israelische Diplomaten treten weltweit in Streik

Visumanträge werden nicht bearbeitet, der Minister gelangt nicht in sein Büro: Die Mitarbeiter des israelischen Außenministeriums sowie aller Botschaften im Ausland sind in einen Streik getreten. Der droht den anstehenden Besuch des Papstes zu gefährden.

In einem seit langem schwelenden Streit um höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen greifen die Angestellten des israelischen Außenministeriums zu einem für sie ungewöhnlichen Druckmittel. Wegen eines Streiks des gesamten Personals bleibe das Außenministerium von Montag an geschlossen, meldete das Ministerium auf seiner Internetseite. Auch die mehr als 100 diplomatischen Vertretungen im Ausland beteiligen sich an dem Ausstand.

Nach Angaben der israelischen Medien ist es das erste Mal seit der Staatsgründung vor bald 66 Jahren, dass der diplomatische Dienst die Arbeit niederlegt. Die Angestellten des Außenministeriums und die Diplomaten fordern seit Monaten eine Anhebung ihrer seit mehr als einem Jahrzehnt eingefrorenen Gehälter. Vor allem aber klagen sie über einen schleichenden Ansehensverlust der Diplomatenlaufbahn in ihrem Land, nachdem mehr und mehr Aufgaben von anderen Ressorts übernommen wurden.

Im Juli aufgenommene Gehaltsverhandlungen mit dem Finanzministerium endeten Anfang März in einer Sackgasse. Seitdem befinden sich Diplomaten bereits in einer Art Bummelstreik. Nach Angaben des Außenministeriums kümmerten sie sich seit Anfang März weder um Visumanträge noch um die Organisation von offiziellen Besuchen im In- und Ausland.

Falls es keine schnelle Einigung geben sollte, könnte der Streik nach Angaben von Regierungsvertretern den Ende Mai geplanten Besuch von Papst Franziskus im Heiligen Land gefährden. Der Vatikan hatte bereits davor gewarnt, dass der Arbeitsstreit die Vorbereitungen zu dem Besuch "komplizieren könnte". Eine Absage der Reise sei aber nicht geplant.

Mitarbeiter beklagen "unerträgliche" Situation

Außenminister Avigdor Lieberman, der laut Medien keinen Zutritt zu seinem Büro hat, verurteilte den Streik. Der Ausstand sei eine "unglückliche Entscheidung", erklärte er. Er diene niemandem, sondern sorge nur für "noch größeren Schaden für die Angestellten". Lieberman kündigte an, alles zu unternehmen, um den Schaden für das Land und seine Bürger so gering wie möglich zu halten.

Dagegen äußerte die Zeitung Jerusalem Post Verständnis für die Streikenden. Nach mehr als einer Dekade ohne zumindest einem Inflationsausgleich bei den Gehältern sei deren Lage "unerträglich" geworden.

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