Randale vor russischer Botschaft in Warschau:Moskau bestellt polnischen Botschafter ein

Ausschreitungen mit diplomatischen Folgen: Das russische Außenministerium hat den polnischen Botschafter in Moskau einbestellt. Am Montag hatten polnische nationalistische Gruppen den Unabhängigkeitstag ihres Landes für Aufmärsche genutzt und die russische Vertretung in Warschau angegriffen.

Gewalttätige Zwischenfälle bei einer Demonstration polnischer Nationalisten in Warschau haben zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Polen und Russland geführt. Der polnische Botschafter, Wojciech Zajaczkowski, sei ins russische Außenministerium einbestellt worden, teilte das Außenamt in Moskau mit.

Bei dem Aufmarsch der extremen Rechten anlässlich des polnischen Unabhängigkeitstages war am Montag ein Wächterhaus vor der russischen Botschaft in Brand gesetzt worden. Zudem hatten Demonstranten laut Medienberichten Feuerwerkskörper auf das Gelände der Botschaft geworfen und zwei Autos angezündet.

Die Polizei nahm mehr als 70 Menschen fest. Bei den Auseinandersetzungen mit gewalttätigen Demonstranten wurden am Montagabend zwölf Polizisten verletzt, wie Polizeisprecher Mariusz Sokolowski am Dienstag mitteilte. Außerdem hätten 19 Demonstranten Verletzungen erlitten.

Den ganzen Tag über hatten Tausende Polen in Warschau und anderen Städten des Landes friedlich den Nationalfeiertag gefeiert. Die Feiertagsstimmung kippte, als vorwiegend schwarz gekleidete Demonstranten mit Nationalflaggen durch die Innenstadt zogen und unter anderem: "Gott, Ehre, Vaterland" skandierten. Einige trugen Sturmhauben, andere verbargen ihre Gesichter hinter Fanschals von Fußballvereinen.

Mehrere hundert rechtsradikale und nationalistische Demonstranten warfen Steine und Feuerwerkskörper auf Polizisten. Die Beamten setzten Tränengas und Wasserwerfer ein.

Als die Warschauer Stadtverwaltung die Kundgebung am Montag nach ersten Zusammenstößen auflösen wollte, zogen mehrere hundert Menschen vor die russische Botschaft. Da die Polizei die Vorderseite des Geländes bereits abgeriegelt hatte, versuchten einige Randalierer, von hinten auf das weiträumige Gelände vorzudringen.

"Was da passiert ist, ist nicht zu akzeptieren"

Außerdem griffen Ultranationalisten einen stadtbekannten Treff linker Gruppen an. Ein Bewohner des besetzten Hauses sagte, etwa 200 Angreifer seien von ihnen daran gehindert worden, in das Haus einzudringen. Es seien Brandsätze geworfen worden, die jedoch keine größeren Schäden angerichtet hätten. Einige Bewohner seien leicht verletzt worden.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk verurteilte am Montagabend die Randale. "Was da passiert ist, ist nicht zu akzeptieren", sagte er. Tusk bedauerte die Zwischenfälle an der Botschaft. Zuvor hatte bereits ein Sprecher des Außenministeriums die Gewalt verurteilt. "Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Hooliganismus", betonte Ministeriumssprecher Marcin Wijciechowski.

Bereits in den vergangenen Jahren war es am Unabhängigkeitstag wiederholt zu Ausschreitungen bei Aufmärschen nationalistischer und rechtsradikaler Gruppen gekommen.

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