Ausschreitungen in Ägypten:Demonstranten zünden Hauptquartier von Sicherheitskräften an

Demonstranten warfen Brandbomben in Gebäude der Sicherheitskräfte in Port Said. (Foto: dpa)

Der Prozess um tödliche Fußballkrawalle sorgt in Ägypten weiter für schwere Unruhen: Demonstranten haben in Port Said den Sitz der Sicherheitskräfte in Brand gesetzt. Die Polizei geht mit Tränengas gegen die Protestierenden vor.

Demonstranten haben erneut Polizisten in der ägyptischen Hafenstadt Port Said mit Brandsätzen und Steinen angegriffen. Die Zentrale der Sicherheitskräfte in der Stadt und Polizeifahrzeuge gingen in Flammen auf. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Mena wurden 35 Personen unter anderem durch Schüsse verletzt.

Zuvor hatten Tausende Menschen an den Trauerfeierlichkeiten für drei Opfer nächtlicher Zusammenstöße mit der Polizei in Port Said teilgenommen. Sie riefen Schmährufe gegen die Regierung und das Innenministerium und forderten den Rücktritt des islamistischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi. Das Fernsehen berichtete live über den Trauerzug.

In der Nacht zum Montag hatten Unbekannte wahllos um sich geschossen. Nach Behördenangaben wurden zwei Polizisten und drei Demonstranten getötet. Protestteilnehmer hatten das Polizeirevier vorher mit Steinen und Brandflaschen beworfen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mehr als 500 Menschen wurden verletzt, wie der Nachrichtensender al-Dschasira berichtete.

Die Auseinandersetzungen entzündeten sich an der Entscheidung des Innenministeriums, 39 Gefangene aus der Stadt zu verlegen. Als Grund gab das Ministerium an, Unruhen vermeiden zu wollen. Bei den Häftlingen handelt es sich um Angeklagte in den Prozessen um tödliche Fußballkrawalle in Port Said im Februar 2012. Damals waren 74 Menschen ums Leben gekommen. Am Samstag sollen die Urteile in dem Prozess gesprochen werden.

Im Zusammenhang mit der juristischen Verfolgung der Verantwortlichen für die Krawalle gibt es seit Wochen Auseinandersetzungen. Todesurteile gegen 21 weitere Angeklagte führten im Januar zu schweren Unruhen mit mindestens 40 Toten.

© Süddeutsche.de/AFP/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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