Süddeutsche Zeitung

Ukraine-Krise:Putin, Hitler und die Clinton

Im Zuge der Krim-Krise hat die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton den russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Nähe von Adolf Hitler gerückt. Nach diesem Paukenschlag relativiert die mögliche US-Präsidentschaftskandidatin ihre Aussagen - und rät dennoch, aus der Geschichte zu lernen.

Am Tag danach versuchte Hillary Clinton die Sache zu relativieren. Sie sagte: "Ich wollte allen nur ein wenig historische Einordnung geben." Und weiter: "Ich stelle natürlich keinen Vergleich an, aber ich schlage vor, dass wir vielleicht lernen aus dieser Taktik, die bereits angewendet wurde."

Kein Vergleich! Das war die Kernbotschaft. Die ziemlich verwegen ist, angesichts der Tatsache, dass Clinton zwei Männer ausführlich verglichen hatte: Russlands Präsident Wladimir Putin mit Nazi-Diktator Adolf Hitler.

Was war passiert? Clinton, die noch immer davon träumt, erste Präsidentin der USA zu werden, war für einen Auftritt in Kalifornien. Die Lokalzeitung Long Beach Press-Telegram schrieb mit, wie die ehemalige Außenministerin die Krise in der Ukraine erklärte und Russlands Vorgehen auf der Halbinsel Krim.

Das soll sie dem Zeitungsbericht (hier der Originalartikel) zufolge mit folgenden Worten gemacht haben: "Wenn einem das bekannt vorkommt, es ist das, was Hitler damals in den 30er Jahren tat. Hitler sagte stets, die ethnischen Deutschen, die Deutschen per Abstammung, die in Gebieten wie der Tschechoslowakei oder Rumänien waren, werden nicht richtig behandelt. Ich muss mein Volk beschützen."

Konkret soll sie sich auf die Ausgabe von Reisepässen an Ukrainer mit Wurzeln in Russland bezogen haben. Putin sei ein Mann, der glaube, "die russische Größe wiederherstellen" zu müssen, sagte Clinton. Dazu gehöre, die Kontrolle wiederzuerlangen über die Staaten, die zur früheren Sowjetunion gehörten oder zum Warschauer Pakt.

Zur Erinnerung: Hitlers Regime hatte der Tschechoslowakei 1938 die deutschsprachigen Sudetengebiete abgepresst (mit dem Segen der Westmächte Frankreich und Großbritannien) und wenige Monate später die "Rest-Tschechei" besetzen lassen. Was Clinton mit dem Hinweis auf Rumänien meinte, ist unklar, denn dort lebten und leben zwar deutschstämmige Menschen. Doch Nazi-Deutschland war mit dem faschistoiden rumänischen Antonescu-Regime im Zweiten Weltkrieg verbündet (hier mehr dazu).

Clinton, die Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton, gilt als mögliche Kandidatin der Demokratischen Partei bei der Präsidentschaftswahl 2016. Seit dem Ende ihrer Amtszeit als Außenministerin vor gut einem Jahr hat sie sich mit öffentlichen Äußerungen zum Weltgeschehen zurückgehalten. Wegen der Krim-Krise ist das Verhältnis der USA zu Russland angespannt. Sanktionen werden in Washington ins Auge gefasst.

Der Chefredakteur des Long Beach Press-Telegram schob nach seinem Bericht noch eine Erklärung nach, die wohl Clinton helfen sollte, ihre Aussagen zu relativieren. Sie habe aber später klargestellt, dass es keinen Hinweis darauf gebe, dass Putin "so irrational wie der Anstifter des Zweiten Weltkriegs" sei.

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