Angesichts der gegenseitigen Luftangriffe zwischen Israel und Iran sowie der unklaren weiteren Lage stellt sich für immer mehr Deutsche in der Region die Frage, ob sie ausreisen sollen - und können. Aufgrund der Sperrung des Luftraums ist eine direkte Ausreise per Flugzeug derzeit etwa nicht möglich.
Was können Betroffene tun?
Das Auswärtige Amt hat alle Deutschen in Israel, Iran und angrenzenden Staaten aufgefordert, sich in die sogenannte Elefand-Liste einzutragen - und die Angaben dort aktuell zu halten. Mithilfe dieser Daten können die deutschen Auslandsvertretungen im Notfall schnell Kontakt zu den Menschen aufnehmen. Dem Auswärtigen Amt zufolge sind derzeit mehr als 4000 Deutsche registriert, die angeben, sich in Israel aufzuhalten. Für Iran seien mehr als 1000 Registrierungen eingetragen. Die Registrierungen auf Elefand seien in den Tagen nach dem 13. Juni sprunghaft angestiegen, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes der SZ mitteilt.
Der anhaltende Konflikt lässt eine Ausreise aus Israel und Iran per Flugzeug weiterhin nicht zu. Die volatile Sicherheitslage erschwere derzeit aber auch eine Planung von Überlandfahrten. Deshalb sind deutsche Staatsangehörige vor Ort aufgerufen, abhängig von ihrer individuellen Lage, verfügbaren Schutzräumen und den Anweisungen der lokalen Sicherheitsbehörden, in eigener Verantwortung Ausreisemöglichkeit auf dem Landweg für sich abzuwägen.
Charterflüge aus Jordanien
Das Auswärtige Amt bietet an, deutsche Bürger aus Israel über das Nachbarland Jordanien auszufliegen. An diesem Mittwoch soll es zur Mittagszeit einen ersten Sonderflug aus der jordanischen Hauptstadt Amman geben, wie das Ministerium mitteilte. Der Flug aus Jordanien sei kostenpflichtig und biete bis zu 180 Personen eine Rückreisemöglichkeit nach Deutschland. Um weiteren Deutschen eine Ausreise zu ermöglichen, hat das Auswärtige Amt auch für Donnerstag einen Sonderflug aus Amman geplant. „Die auf der Krisenvorsorgeliste Elefand registrierten Deutschen werden über die Details informiert“, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Um nach Jordanien zu gelangen, können Bundesbürger mehrere Grenzübergänge nutzen. Deutsche brauchen für die Einreise nach Jordanien ein Visum, das in der Regel online beantragt wird. „In der aktuellen Sondersituation erteilen die jordanischen Grenzbehörden im Einzelfall auch ‚visa on arrival‘ direkt an der Grenze“, teilte das Auswärtige Amt mit.
Auch Ausreise über Ägypten möglich
Auch eine eigenständig organisierte Ausreise über Israels Nachbarland Ägypten ist dem Auswärtigen Amt zufolge möglich. Den Angaben zufolge ist auch für die Einreise nach Ägypten ein Visum nötig, das vor der Einreise bei einer ägyptischen Auslandsvertretung oder bei Einreise („on arrival“) beantragt werden kann.
Eine Ausreise über den Hafen von Haifa sei derzeit nicht möglich, da es auch für Ausreisen über das Seegebiet eine Gefahrenmeldung gebe, so das Auswärtige Amt.
Wie ist die Situation in Iran?
Nachdem sich das Land im Kriegszustand befindet und auch hier der Luftraum geschlossen ist, ist die Lage unübersichtlich und zum Teil gefährlich. Deutsche Staatsangehörige sind angehalten, Iran zu verlassen.
Nach Informationen des Auswärtigen Amts ist die Grenze zwischen Iran und Armenien und zwischen Iran und der Türkei geöffnet. Die Grenzen zwischen Iran und Aserbaidschan sowie zu Turkmenistan sind für den regulären Grenzverkehr geschlossen. Man prüfe fortwährend alle Optionen für Ausreisemöglichkeiten und stehe dazu im Krisenstab mit den Auslandsvertretungen der Region in engem Informationsaustausch, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Die Deutsche Botschaft in Teheran ist aktuell „krisenbedingt“ für den Besucherverkehr geschlossen, wie die Einrichtung online informiert. Wer sich noch im Land aufhält, wird aufgefordert, sich unbedingt über die Krisenvorsorgeliste zu registrieren.
„Sobald eine Ausreise wieder möglich ist, folgen Sie der unverändert bestehenden Aufforderung des Auswärtigen Amts, das Land so schnell wie möglich zu verlassen“, heißt es weiter. Es müsse jedoch damit gerechnet werden, „dass es auch künftig zu erheblichen Einschränkungen der Ausreisemöglichkeiten auf dem Luft-, Land- und Seeweg kommen kann“.
Deutsche in Iran sollen sich der Botschaft zufolge in den Medien über die aktuelle Lage informieren, den Anweisungen der lokalen Behörden Folge leisten und an einem sicheren Ort wie der Wohnung bleiben. Menschenansammlungen seien zu vermeiden und: „Fotografieren Sie unter keinen Umständen entstandene Schäden der Luftangriffe.“
Reisen in der Region
Das Auswärtige Amt hatte angesichts der Eskalation im Nahen Osten bereits am Freitag von allen nicht notwendigen Reisen in die gesamte Golfregion abgeraten. Die Reisehinweise im Internet für folgende Staaten wurden entsprechend geändert: Vereinigte Arabische Emirate mit dem beliebten Urlaubsort Dubai, Saudi-Arabien, Bahrein, Katar, Kuwait, Oman und Jordanien.
Für ganz Israel wurde eine Reisewarnung ausgesprochen. Das ist eine noch höhere Alarmstufe für Länder, in denen eine Gefahr für Leib und Leben besteht. Auch das bedeutet aber kein Reiseverbot.Für Iran und Jemen gab es schon vor der aktuellen Eskalation der Lage eine Reisewarnung. Dasselbe gilt für Teile Libanons und des Iraks. Für diese beiden Länder rät das Auswärtige Amt auch grundsätzlich von Reisen ab.
Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa fliegt aus Sicherheitsgründen bereits seit Anfang Mai nicht mehr nach Israel. Am vergangenen Freitag setzte die Lufthansa Group schließlich auch alle Flüge von und nach Teheran bis auf Weiteres aus.
Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters