Auslandsstudium:Mehr als nur ein Semester

Immer mehr junge Deutsche studieren im Ausland, um dort auch einen Abschluss zu machen. 135000 wollten zuletzt Bachelor oder Master erwerben. Vier Länder sind bei den Studenten besonders beliebt.

Von Johann Osel

Immer mehr junge Deutsche studieren im Ausland, um dort auch einen Abschluss zu machen. Sie zieht es also nicht nur für ein Semester in ein anderes Land, sondern sie sind dort regulär eingeschrieben. Zuletzt waren es 135 000 Deutsche, die im Ausland Bachelor oder Master erwerben wollten - damit hat sich die Zahl dieser Studenten seit 2002 mehr als verdoppelt. Das meldet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unter Verweis auf das Statistische Bundesamt. Die Wiesbadener Behörde befragt dazu jährlich Statistik-Institutionen in anderen Ländern. Die jetzigen Daten beziehen sich auf 2013/2014. Die meisten Gäste verbuchten Österreich (gut jeder Fünfte), die Niederlande (17 Prozent), Großbritannien sowie die Schweiz (je zwölf Prozent). Damit studierten in den vier Ländern fast 60 Prozent der im Ausland immatrikulierten Deutschen.

Die Annahme, dass das Spitzen-Gastland Österreich vor allem Deutsche lockt, die vor dem Numerus clausus in Medizin flüchten, trifft nur bedingt zu. So studiert lediglich jeder zehnte Deutsche dort Medizin - auf die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften entfallen 44 Prozent aller Gäste. Dagegen waren von den fast 3000 in Ungarn Studierenden und von 500 Deutschen in Tschechien bis zu zwei Drittel der Hochschüler angehende Mediziner.

Der DAAD hatte bei der Präsentation seines Berichts "Wissenschaft weltoffen" im Juli den Trend zum Studium im Ausland bereits angesprochen. Ein Grund sei der gemeinsame Studienraum durch Bologna, hieß es: So könnten Deutsche mit Bachelor leichter ins Ausland gehen, um den Master anzuschließen. Zur Statistik zählen aber auch Unis in Übersee. Gut neun Prozent der deutschen Studenten im Ausland gingen in die USA, auch China und Australien sind durchaus beliebt. "Unsere Gesellschaften brauchen Weltbürger, die internationale Zusammenhänge verstehen, interkulturelle Unterschiede kennen und Verantwortung übernehmen können", sagte DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel, früher Chefin der Hochschulrektorenkonferenz.

Bei temporären Aufenthalten wie dem klassischen Semester in der Ferne scheinen sich die Hoffnungen nur langsam zu erfüllen. Ziel des Bundes ist, dass 2020 die Hälfte aller Absolventen im Studium Auslandserfahrungen machen soll. Der Bericht vom Juli nennt eine Quote von 37 Prozent - und die ist trügerisch, sie registriert selbst Kurz-Sprachkurse.

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