Ausgehverbot für Jugendliche:Hundertprozentig dumme Idee

Im Kampf gegen junge Komasäufer denkt man in Schröders Familienministerium darüber nach, das Ausgehverbot für Jugendliche zu verschärfen. Die Idee mag für manche Pädagogen verlockend klingen, ist aber Unsinn. Denn den vernünftigen Umgang mit Bier, Wein oder Schnaps lernen Teenager vor allem über eines: gute Vorbilder.

Nina Bovensiepen

Der Zehlendorfer Lukas W. hat nach seinem Tod eine Karriere der traurigen Art gemacht. Wann immer über den exzessiven Alkoholkonsum von Jugendlichen diskutiert wird, ist schnell von dem 16-Jährigen die Rede, der 2007 nach mindestens 45 Tequila ins Koma fiel und später starb. Und wann immer dramatische Fälle des Komasaufens bekannt werden, wird ebenso schnell nach Verboten und strengeren Gesetzen gerufen.

Jetzt dringen aus dem Familienministerium Überlegungen, im Kampf gegen das Trinken das Ausgehverbot für Jugendliche zu verschärfen. Konkret sollen junge Leute öffentliche Veranstaltungen, bei denen Alkohol ausgeschenkt wird, nach 20 Uhr nicht mehr ohne einen Erziehungsberechtigten besuchen dürfen.

Der Vorschlag mag für manche Pädagogen und Verbotsverfechter verlockend klingen. Dennoch ist zu wünschen, dass er dort verschwindet, wo manch ähnlich unsinnige Idee bereits gelandet ist: im Papierkorb.

Denn es braucht wahrlich keine neuen Reglementierungen. Kein Jugendlicher lernt den vernünftigen Umgang mit Bier, Wein und Schnaps über noch mehr Verbote. Vorbilder können hier viel mehr bewirken.

Eltern, die sich nicht ans Steuer setzen, wenn sie mal ein Glas zu viel getrunken haben. Lehrer, die Alkohol nicht verteufeln, aber die Gefahren auch nicht verharmlosen. Und Politiker, die nicht mit seltsam realitätsfernen Ideen in den Kampf gegen das Komasaufen ziehen.

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