Der serbische Nationalist Gavrilo Princip, dessen Attentat auf den Habsburger Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo vor 100 Jahren den Ersten Weltkrieg auslöste, erhält erstmals ein Denkmal. Die Statue werde zum Jahrestag des Mordanschlags am 28. Juni auf der Festung Kalemegdan in der serbischen Hauptstadt Belgrad errichtet, wie die Zeitung Novosti berichtet. Auftraggeber sei die Regierung des Landes.
Ein identisches Denkmal solle in Ost-Sarajevo aufgestellt werden, hieß es weiter. Dieser Teil der Hauptstadt des Nachbarlandes Bosnien-Herzegowina ist serbisch dominiert.
Nähere Angaben über das Aussehen des geplanten "grandiosen Denkmals" machte die Zeitung nicht. "Das serbische Volk macht auf diese Weise das Unrecht an Princip wieder gut, der bisher kein ein Denkmal erhalten hat", schrieb das regierungsnahe Blatt.
Bisher waren nur einige Straßen nach dem Attentäter benannt, der gemeinsam mit zehn Gesinnungsgenossen in Sarajevo begraben liegt.
Belgrad wittert antiserbische Kampagne
In den vergangenen Monaten war eine internationale Diskussion entbrannt, ob Princip, der 1918 mit 23 Jahren in Haft gestorben war, ein Patriot und Freiheitskämpfer oder ein nationalistischer Terrorist gewesen ist. In Serbien war kritisiert worden, dass Princip und seine revolutionäre Organisation "Junges Bosnien" inzwischen im Westen oft mit der islamischen Terrororganisation al-Qaida und Serbien mit Iran verglichen würden.
In Serbien ist die Ansicht verbreitet, man sei bei Kriegsausbruch 1914 ein Opfer deutscher und österreich-ungarischer Okkupationspläne gewesen (hier mehr dazu). Wissenschaftliche Publikationen, in denen auch von der Mitverantwortung der damaligen serbischen Führung die Rede ist, werden in Belgrad kritisiert. Selbst Amtsträger wittern darin eine Verschwörung der EU gegen Belgrad (hier mehr dazu).
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