Auftritte des Dalai Lama in Deutschland:Tournee zum Wohle Tibets

Lesezeit: 2 min

Dem Dalai Lama gelingt es, auf der ganzen Welt Stadien und Kongresssäle zu füllen - mit Themen, die die Massen normalerweise wenig begeistern.

Karin Steinberger

Natürlich war damals alles anders. Er war der Dalai Lama, Seine Heiligkeit, wiedergeboren, gottgleich, abgeschirmt von der Realität, eingebettet von einer Kultur, die sich abzuschirmen verstand. Auch damals war in Tibet nicht alles perfekt, es gab furchtbare Armut, es gab aristokratische Familien, die das Land im Griff hatten, aber es war ihre eigene Welt in ihrem eigenen Land.

Auch diesmal wieder schafft es der Dalai Lama, Stadien und Hallen zu füllen. (Foto: Foto: AP)

Noch waren die Tibeter in Tibet, noch war der Dalai Lama nicht geflohen vor den Chinesen. Noch war nicht das Jahr 1959.

Die Reisen des Dalai Lama waren damals gigantische Ereignisse. Wenn er von seinem Sommerpalast in den Potala in Lhasa zog, gefolgt von Hunderten Bediensteten, Leibwächtern, Beratern und Mönchen, waren die Straßen voller Menschen.

In seiner Biographie erinnert sich der Dalai Lama an die einschüchternde Stille, die ihn in seiner Sänfte umgab, wenn er durch die Straßen getragen wurde, er erinnert sich an die Tränen der Ergriffenheit. Lange her.

Er ist auch heute noch der Dalai Lama, aber wenn er jetzt verreist, gibt es keine Tränen mehr und seine Begleiter tragen nur ein kleines Köfferchen hinter ihm her. Die Breitenwirkung seiner Reisen aber übertrifft bei weitem die von damals.

Er ist ein Weltstar, wo auch immer er auftritt, sind die Tickets meist nach ein paar Stunden ausverkauft. Und das, obwohl seine Lehrstunden extrem anspruchsvoll sind: In Hamburg vergangenes Jahr interpretierte er tagelang die "400 Verse über die Übungen auf dem Weg zur Erleuchtung". Nicht das, womit man normalerweise Stadien füllt.

Der Dalai Lama aber füllt Stadien und Hallen und Kongresssäle. Auch diesmal wieder, wenn er vom 16. bis zum 19. Mai Bochum, Mönchengladbach, Nürnberg, Bamberg und schließlich Berlin besucht. Diesmal wird er über Themen sprechen wie: "Menschenrechte und Globalisierung" - "Frieden und Menschenrechte" - "Die Menschenrechte als Verpflichtung" - "Religion: Friedensstifter oder Kriegstreiber?" Themen, die ihm am Herzen liegen, heißt es.

Doch es soll konkreter werden, vor allem bei den wenigen politischen Gesprächen. So wird der Dalai Lama im Ruhrgebiet Bundestagspräsident Norbert Lammert treffen, ebenso die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Hessen, Jürgen Rüttgers und Roland Koch (alle CDU). In Berlin kommt er dann mit Vertretern des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe zusammen.

Am Ende seines Besuchs will er auf einer Solidaritätskundgebung für Tibet sprechen, symbolträchtig vor dem Brandenburger Tor. Er will den Augenblick nutzen, solange die Welt noch auf Tibet schaut.

So gesehen ist es wie damals: Eine Reise des Dalai Lama ist immer mehr als nur eine Reise.

© SZ vom 13.05.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: