Aufstand in Syrien:US-Verteidigungsminister gegen militärische Intervention

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Die Maßnahme sei Teil eines auf 90 Tage angelegten Plans zur Unterstützung von Zivilisten, denen es wegen des seit gut einem Jahr anhaltenden Konflikts zwischen Syriens Präsident Baschar al-Assad und Regierungsgegnern inzwischen an den Dingen des täglichen Bedarfs mangle.

Aufstand in Syrien: Syriens Vize-Ölminister Abdo Hussameddin ruft seine Kollegen auf, das "sinkende Schiff" zu verlassen, und sich ebenfalls den Rebellen anzuschließen.

Syriens Vize-Ölminister Abdo Hussameddin ruft seine Kollegen auf, das "sinkende Schiff" zu verlassen, und sich ebenfalls den Rebellen anzuschließen.

(Foto: AFP)

Moskau wirft Libyen Unterstützung syrischer Rebellen vor

Im UN-Sicherheitsrat sagte Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin am Mittwoch, ihm lägen Informationen über ein von den libyschen Behörden geduldetes Lager vor, in dem "syrische Aufständische" geschult würden. Dies sei "vollkommen inakzeptabel" und untergrabe die Stabilität in der Region. Moskau sei außerdem besorgt über die "unkontrollierte Verbreitung von libyschen Waffen in der Region". Tschurkin äußerte sich während eines Treffens zur Lage in Libyen, an dem auch der Chef der libyschen Übergangsregierung, Abdel Rahim al-Kib, teilnahm. Dieser äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

Libyen war im Oktober eines der ersten Länder, die den oppositionellen Syrischen Nationalrat als legitime Vertretung des Landes anerkannt hatten. Es handle sich um ein Zeichen der Solidarität nach Libyens eigenem Kampf gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi, hatte es damals geheißen.

US-Präsident Barack Obama hat unterdessen militärische Optionen in Syrien prüfen lassen. Dazu könne die Durchsetzung einer Flugverbotszone zählen, sagte General Martin Dempsey, der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, am Mittwoch vor dem Verteidigungsausschuss des US-Senats. Allerdings halte Obama Wirtschaftssanktionen und diplomatischen Druck noch immer für die geeignetsten Mittel, um den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zum Rücktritt zu zwingen.

Das US-Verteidigungsministerium habe einen Untersuchungsbericht über Einsatz, Feind, Gelände und Truppenstärke angefertigt, sagte Dempsey. Sollte die Entscheidung für ein militärisches Eingreifen in Syrien fallen, seien die US-Streitkräfte bereit.

Allerdings warnten Dempsey und US-Verteidigungsminister Leon Panetta vor einer leichtfertigen Intervention. "Unilaterale Schritte zu unternehmen, würde keinen Sinn ergeben", sagte Panetta vor dem Senatsausschuss. So müsse man sich über einen Militäreinsatz und dessen Preis im Klaren sein. Zuvor hatten einige Senatoren militärische Schritte gegen die Regierung in Damaskus gefordert. Der republikanische Senator John McCain rief Präsident Obama dazu auf, die Gewalt gegen die Opposition in Syrien mit Luftangriffen zu stoppen.

Dempsey und Panetta beschrieben die syrische Flugabwehr als hoch entwickelt und warnten vor der großen Menge chemischer und biologischer Waffen im Land. Die Situation sei keinesfalls mit der Lage in Libyen im vergangenen Jahr vergleichbar. Die syrischen Streitkräfte seien wesentlich besser ausgerüstet. Eine Offensive aus der Luft würde den Einsatz zahlreicher Kampfflugzeuge über einen langen Zeitraum erfordern, sagte Dempsey. Da sich der Großteil der Flugabwehrsysteme in dichtbesiedelten Gebieten befinde, seien zudem zahlreiche Tote zu befürchten, sagte Panetta.

Tunesien erneuert Asylangebot an Assad

Der tunesische Präsident Moncef Marzouki erneuerte sein Angebot, Assad politisches Asyl zu gewähren. Die Zahl der Toten während des seit einem Jahr anhaltenden Konflikts stieg nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mittlerweile auf knapp 8500, die UN gehen von mehr als 7500 Getöteten aus. Am Mittwoch besuchte die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos die drittgrößte Stadt Homs. Die Rebellenhochburg ist ihren Angaben zufolge "total zerstört" und nahezu menschenleer.

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