Dänemark wird den Militärdienst von bisher vier auf elf Monate verlängern. Gleichzeitig wurde der Beschluss, die Wehrpflicht auch für Frauen einzuführen, um ein Jahr auf 2026 vorgezogen. Darauf einigte sich das Parlament am vergangenen Dienstag. Auch nach den beiden Neuerungen wird weiterhin nur ein Teil jedes Jahrgangs einberufen. In Zukunft bekommen aber auch alle Frauen, die nach dem 1. Juli eines Jahres ihren 18. Geburtstag feiern, im Folgejahr am Forsvarets Dag, dem sogenannten Verteidigungstag, eine Losnummer zugewiesen. Sie können zwangsweise eingezogen werden, falls sich nicht genug Freiwillige zum Wehrdienst gemeldet haben.
Eigentlich hätte die Wehrpflicht für Frauen Anfang 2027 eingeführt werden sollen. Dass dieser Beschluss nun um ein Jahr vorgezogen wird, liegt zum einen daran, dass die dänische Armee dringend mehr Personal benötigt. „Angesichts der aktuellen verteidigungs- und sicherheitspolitischen Lage müssen die Streitkräfte schnellstmöglich wachsen“, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen. Zum anderen, so die Regierungschefin Mette Frederiksen, sei es auch im Rahmen der Gleichberechtigung ein wichtiges Signal, „die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern in unseren Streitkräften voranzutreiben“.
Der amtierende Generalstabschef Michael W. Hyldgaard sagte, die Armee verbessere durch die Wehrpflicht für Frauen „unsere Chancen, die talentiertesten und motiviertesten jungen Dänen zu gewinnen. Unabhängig vom Geschlecht“. In Norwegen gilt die Wehrpflicht für Frauen bereits seit 2015, Schweden folgte 2019.
Die dänische Armee ist in einem sehr schlechten Zustand
Die beiden Beschlüsse sind Teil einer größeren Aufrüstungskampagne. Erst im Februar wurde im Parlament mit großer Mehrheit beschlossen, in diesem und im kommenden Jahr 50 Milliarden Kronen (6,7 Milliarden Euro) bereitzustellen, um die dänischen Verteidigungsfähigkeiten möglichst schnell zu verbessern. Bis 2033 sollen weitere 70 Milliarden Kronen (9,4 Milliarden Euro) dazukommen. Damit wird der Verteidigungsetat von aktuell 2,4 Prozent des Bruttosozialprodukts auf mindestens 3,2 Prozent steigen. Bei der Ankündigung dieser Aufstockung sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, man werde längerfristig „in Richtung fünf Prozent zielen“, schließlich sei die Sicherheitslage „gefährlicher als in den Zeiten des Kalten Krieges“.
Die doch recht plötzlichen Erweiterungen des Verteidigungshaushaltes sind zum einen vor dem Hintergrund der Spannungen mit den Vereinigten Staaten zu sehen. Donald Trump sagt seit Monaten, die USA müssten Grönland übernehmen, und argumentiert dabei auch damit, dass die Dänen viel zu wenig für ihre Verteidigung täten.
Was zum zweiten Grund der Aufrüstungsinitiative führt: Das Militär ist tatsächlich in schlechtem Zustand. Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder geradezu groteske Berichte von nicht funktionierenden Waffensystemen und Pannen. So sagte Peter Viggo Jakobsen, außerordentlicher Professor für Strategie- und Kriegsstudien an der dänischen Verteidigungsakademie, kürzlich im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, Dänemark habe, „im Grunde zwischen 2012 und 2023 nichts für die Verteidigung ausgegeben“. Mit der Folge, dass das Militär „eher einem potemkinschen Dorf als einer schlagkräftigen Armee“ gleiche.
Schweden gibt noch mehr aus für Verteidigung
Am Mittwoch gab dann auch die schwedische Regierung ihre schon länger erwarteten Aufrüstungspläne bekannt. Ministerpräsident Ulf Kristersson sagte, man werde zusätzliche 300 Milliarden Kronen, rund 28 Milliarden Euro, in den Verteidigungshaushalt der nächsten zehn Jahre stecken. Die Ausgaben sollen, ähnlich wie in Dänemark, bis 2030 von derzeit 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 3,5 Prozent stetig steigen.
Schweden hatte bereits kurz nach dem Beitritt zur Nato im März 2024 beschlossen, die Ausgaben bis 2026 auf 2,6 Prozent des BIP zu erhöhen. Kristersson sagte aber nun, das sei „nicht mehr ausreichend“. Grund dafür sei „die große Unsicherheit in den transatlantischen Beziehungen, die wohl noch lange anhalten wird“. Die Regierung geht davon aus, dass die Nato in diesem Sommer alle Mitglieder dazu verpflichten wird, zukünftig zwischen drei und vier Prozent des BIP in den Verteidigungshaushalt zu stecken.
Schweden wird für die zusätzlichen 300 Milliarden Kronen Kredite aufnehmen müssen. Auch Dänemark muss seinen sogenannten „Beschleunigungsfonds“ wohl aus Schulden finanzieren. Mette Frederiksen kündigte deshalb an, man werde die Fiskalpolitik lockern.