Asylpolitik in der EU:Italien zieht offenbar Personal aus Aufnahmelagern in Albanien ab

Eine Luftaufnahme aus dem Oktober zeigt das Lager von Shëngjin. (Foto: ADNAN BECI+/AFP)

Nur wenige Wochen nach der Inbetriebnahme der umstrittenen Lager verlassen Medienberichten zufolge die meisten Beschäftigten noch an diesem Wochenende ihren Posten. Eine Schließung bedeutet das laut Regierung aber nicht.

Italien zieht einen Großteil des Personals aus seinen umstrittenen Aufnahmezentren für Menschen aus Drittstaaten in Albanien ab. Wie mehrere italienische Medien übereinstimmend berichteten, verlassen anderthalb Monate nach der Inbetriebnahme der Lager die meisten Beschäftigten des für den Betrieb und die Verwaltung der Zentren zuständigen Unternehmens Medihospes noch an diesem Wochenende Albanien.

Nur sieben Beschäftigte des Unternehmens verbleiben demnach in den Lagern auf albanischem Boden. Darüber hinaus bleiben einige albanische Beschäftigte, vor allem medizinisches Personal, sowie eine unbekannte Anzahl italienischer Polizeibeamter dort. Aus dem Innenministerium in Rom verlautete der Nachrichtenagentur Ansa zufolge, das Personal sei zwar reduziert worden, die Zentren blieben aber weiter geöffnet und betriebsbereit.

Melonis Plan ist bereits zweimal gescheitert

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Italien ist der erste Staat der Europäischen Union, der außerhalb der EU-Grenzen Lager errichtet hat, um dort Asylanträge in einem beschleunigten Verfahren und nach italienischem Recht abzuwickeln. Das „Albanien-Modell“ der Rechtsregierung von Regierungschefin Meloni ist umstritten. Andere europäische Regierungen verfolgen es allerdings genau.

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