Auf Vermittlung von Donald Trump:Gegengeschäft im Nahen Osten

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Sie haben das Nachsehen bei dem Deal: Menschen aus Westsahara demonstrierten im November in Spanien für die Selbstbestimmung ihres Gebietes, das von Marokko kontrolliert wird. (Foto: Jesus Merida /imago images/ZUMA Wire)

Als vierter arabischer Staat will nun auch Marokko seine Beziehungen zu Israel normalisieren. Als Gegenleistung werden die USA die Souveränität Rabats über die Westsahara anerkennen.

Von Peter Münch, Tel Aviv

US-Präsident Donald Trump hat auf Twitter einen "weiteren historischen Durchbruch" im Nahen Osten verkündet: Als vierter arabischer Staat will demnach nun auch Marokko seine Beziehungen zu Israel normalisieren. Zuvor hatte der im Januar aus dem Amt scheidende US-Präsident bereits entsprechende Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Bahrain und Sudan vermittelt. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu dankte Trump nun wieder dafür, dass er "dem Nahen Osten Frieden" bringe.

Streng genommen bedeutet die jetzige Vereinbarung nur eine Wiederaufnahme der Beziehungen. Bereits Mitte der Neunzigerjahre hatten die beiden Länder vor dem Hintergrund des Oslo-Friedensprozesses mit der Normalisierung ihrer Beziehungen begonnen. Es gab Verbindungsbüros und wirtschaftlichen Austausch. Mit Beginn der zweiten palästinensischen Intifada wurden diese Beziehungen jedoch eingefroren. Erhalten blieben aber informelle Verbindungen. In den Zeiten vor der Corona-Pandemie besuchten durchschnittlich pro Jahr rund 50.000 Israelis Marokko. Für viele von ihnen war es eine Reise zu den eigenen familiären Wurzeln.

Auch in diesem Fall ist ein Gegengeschäft Teil der Trumpschen Vermittlung: Nach Angaben des US-Präsidenten werden die USA nun die Souveränität Marokkos über die Westsahara anerkennen. Das dünn besiedelte Gebiet war bis 1975 spanische Kolonie und wird heute größtenteils von Marokko kontrolliert. International aber ist das nicht anerkannt. Die von Algerien unterstützte Polisario-Bewegung strebt dort seit Jahrzehnten nach Unabhängigkeit. Trump erklärte nun, die Anerkennung sei passend, weil auch Marokko im Jahr 1777 die USA anerkannt habe.

Die VAE hatten im Gegenzug für die Annäherung an Israel gewaltige Waffengeschäfte mit den USA abgeschlossen. Sudan war mit der Zusage gelockt worden, von der US-Terrorliste gestrichen zu werden. Seit August hat Trump auch beständig angekündigt, dass sich noch weitere arabische Staaten für Beziehungen zu Israel öffnen würden. Das Hauptaugenmerk Washingtons liegt dabei auf Saudi-Arabien. Kürzlich soll offiziell nicht bestätigten Berichten zufolge sogar Benjamin Netanjahu zu Geheimgesprächen dort gewesen sein. Bislang aber beharrt die saudische Führung noch darauf, dass Israel zuerst den Konflikt mit den Palästinensern lösen müsse.

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