Attentate:Saudische Spur

Anschlag in Ansbach

Nach dem Anschlag in Ansbach: Ermittler auf der Spurensuche am Tatort

(Foto: dpa)
  • Nach den Attentaten in Würzburg und Ansbach führte eine Spur nach Saudi-Arabien.
  • Riad dementiert, dass die Anschläge möglicherweise von dort aus auf den Weg gebracht worden seien. Man arbeite mit deutschen Ermittlern zusammen.
  • Allerdings war die Zusammenarbeit nicht immer so vertrauensvoll.

Von Hans Leyendecker

Bei den Attentaten von Würzburg und Ansbach gab es gleich zu Beginn der Ermittlungen eine saudische Spur. Mindestens einer der beiden Attentäter, das hatten die Ermittler rasch herausgefunden, stand bis zuletzt in Verbindung mit einem Kontaktmann, der über eine saudische Telefonnummer zu erreichen war.

Auf allen Kanälen und sehr energisch hat Riad jetzt Presseberichte dementiert, dass die Anschläge möglicherweise von Saudi-Arabien heraus auf den Weg gebracht worden seien. Die Regierung in Riad und der saudische Botschafter in Deutschland teilten am Montag mit, dass sich die Kontaktperson, die möglicherweise Anstifter war, nicht in Saudi-Arabien, sondern im IS-Gebiet in Syrien oder dem Irak aufhalte. Es gebe gemeinsame Ermittlungen mit deutschen Behörden.

In deutschen Sicherheitskreisen wird das bestätigt. Die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien funktioniere "in diesem Bereich einwandfrei" sagt ein hochrangiger Sicherheitsbeamter. Der IS habe beide Länder im Visier. Saudi-Arabien habe mittlerweile "viel Erfahrung beim Aufspüren dschihadistischer Gruppierungen".

Kaum ein anderer Staat hat so viele Dschihadisten hervorgebracht wie das Königreich Saudi-Arabien. Das Land, das die Heimat des Al-Qaida-Gründers Osama bin Laden war, ist schon früh zum Hort für Terror-Nachwuchs geworden und kämpft gleichzeitig seit Jahren mit großer Härte gegen die Terroristen und versorgt auch europäische Geheimdienste mit Informationen beim Kampf gegen den IS.

Bundesregierung distanzierte sich von der kritischen Einschätzung des BND

Die Zusammenarbeit war nicht immer so vertrauensvoll. Nach dem 11. September 2001 gab es in mindestens einem Fall Hinweise darauf, dass in Deutschland festgenommene Terrorverdächtige von einem saudischen Diplomaten unterstützt worden seien. Von einer "Saudi-Connection" war die Rede. Und über allem stand und steht der Verdacht, dass Saudis bei der Vorbereitung der Terroranschläge in New York und Washington 2001 eine wesentliche Rolle gespielt haben. Riad hat jede Verantwortung für die Massenmorde der Terrorgruppe al-Qaida zurückgewiesen.

Geht Saudi-Arabien, das seit mehr als zwei Jahrhunderten der Gralshüter des Wahhabismus ist - einer ultrakonservativen Auslegung des Islam - entschieden genug gegen Dschihadisten vor? Oder tut Riad nur so?

Alle vagabundierenden Zweifel an einer klaren Haltung gegen den Terrorismus werden vom Königshaus routinemäßig und geübt dementiert. Als im vergangenen Jahr Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel das Königreich indirekt davor warnte, den religiösen Terrorismus in Deutschland zu unterstützen, schrieb die saudische Botschaft eine Protest-Mail: "Wir sind wie Deutschland Teil der Anti-Isis-Koalition und kämpfen Seite an Seite gegen den Terror".

Als sich der Bundesnachrichtendienst (BND) im vorigen Jahr kritisch mit der politischen Rolle des Königshauses im arabischen Raum beschäftigte, distanzierte sich die Bundesregierung ungewohnt deutlich von der Einschätzung des eigenen Nachrichtendienstes. Aber beim Austausch von Daten im Kampf gegen den Terrorismus setzen sowohl der BND als auch die Regierenden auf Riad.

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