Attentat in Osttimor:Präsident Ramos-Horta in kritischem Zustand

Australische Ärzte beschreiben den Zustand von Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta als "ernst, aber stabil". Der Präsident von Osttimor wurde von einem Attentäter angeschossen schwer verletzt.

Osttimors Präsident José Ramos-Horta liegt mit schweren Schussverletzungen auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Darwin im Norden Australiens. Am morgen hatten Rebellen auf den Friedensnobelpreisträger Ministerpräsident Xanana Gusmão angegriffen.

Attentat in Osttimor: José Ramos-Horta bei einem Wahlkampfauftritt im April 2007 - einen Monat später wurde er Präsident.

José Ramos-Horta bei einem Wahlkampfauftritt im April 2007 - einen Monat später wurde er Präsident.

(Foto: Foto: AP)

Ramos-Horta wurde in Bauch und Arm getroffen und schwer verletzt nach Australien ausgeflogen. Gusmão überstand den Überfall unverletzt. Er machte eine Rebellentruppe aus entlassenen Soldaten für den "versuchten Sturz" der demokratisch gewählten Regierungsspitze verantwortlich. Deren Anführer, der ehemalige Major Alfredo Reinado, sei bei der Schießerei ums Leben gekommen.

Bei dem ersten Angriff auf das Haus von Ramos-Horta wurden nach Angaben eines Militärsprechers ein Wachmann sowie einer der Angreifer, der Rebellenführer und ehemalige Chef der Militärpolizei, Alfredo Reinado, getötet.

Gusmão rief die Bevölkerung zur Ruhe auf und bildete einen Krisenstab. In der Hauptstadt Dili blieb es nach Angaben von Augenzeugen ruhig. "Der Staat ist angegriffen worden", sagte der Regierungschef.

Ramos-Horta hatte für seine Bemühungen um ein friedliches Ende der indonesischen Besatzung seines Heimatlandes zusammen mit Bischof Carlos Belo 1996 den Friedensnobelpreis erhalten. Australien, einer der engsten Verbündeten von Osttimor, wollte seine Truppenstärke dort von 800 auf gut 1000 aufstocken. "Die Anschläge waren koordiniert. Ziel war es, die demokratische gewählte Führung von Osttimor zu ermorden", sagte Premierminister Kevin Rudd.

Er will an einem geplanten Besuch in Dili in dieser Woche festhalten. In Neuseeland wurden Soldaten für einen möglichen Einsatz in Osttimor in Alarmbereitschaft versetzt.

Rebellenführer Reinado war 2006 bei einer Säuberungsaktion zusammen mit einem Drittel aller Soldaten aus der Armee entlassen worden. Die Soldaten weigerten sich, ihre Waffen niederzulegen, randalierten, und zogen sich als Rebellentruppe in die Berge zurück. Reinado wurde einmal festgenommen, entkam jedoch aus dem Gefängnis. Ramos-Horta und Gusmão hatten seit Monaten vergeblich versucht, mit den Rebellen über ein friedliches Ende ihres Widerstands zu verhandeln.

Osttimor wurde erst 2002 unabhängig. Nach dem Abzug der portugiesischen Kolonialherren 1975 überrannte das Nachbarland Indonesien den Kleinstaat. In einem Referendum sprachen sich die Osttimoresen 1999 mit großer Mehrheit für die Unabhängigkeit aus. Offiziell trägt der Staat die portugiesische Bezeichnung Timor-Leste.

Das Haus des Präsidenten war gegen 7 Uhr morgens (Ortszeit) von aus zwei Autos heraus beschossen worden, wie Militärsprecher Major Domingos da Camara mitteilte. Die Wachleute hätten das Feuer erwidert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: