Attentat in Cherchell:18 Tote bei Selbstmordanschlag in Algerien

Attentat direkt nach dem Fastenbrechen: Zwei Attentäter haben sich kurz hintereinander vor einer algerischen Kaserne in die Luft gesprengt, 16 Soldaten und zwei Zivilisten wurden dabei getötet.

Bei einem Doppel-Selbstmordanschlag vor einer Militärakademie sind in Algerien mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich in der Hafenstadt Cherchell rund einhundert Kilometer westlich von der Hauptstadt Algier, wie aus Krankenhauskreisen verlautete. Zwei Selbstmordattentäter, einer auf einem Motorrad, hätten sich im Abstand weniger Sekunden in die Luft gesprengt.

Die Attentäter hätten eine größtmögliche Zahl an Menschen töten wollen, seien aber mit ihrem Plan gescheitert, in eine Offiziersmesse einzudringen, berichtete die Zeitung El Watan in ihrer Onlineausgabe. Sie sprengten sich vor dem Gebäude in die Luft, als sich dort gerade die Offiziere zum Fastenbrechen am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan versammelten.

Der Freitag war die Nacht des 27. Ramadan, die zu den Höhepunkten des Fastenmonats zählt. In der "Nacht der Bestimmung" gelten Gebete und Fürsprachen als besonders wirkungsvoll. In dieser Nacht werden häufig Anschläge verübt, da viele Attentäter glauben, dass ihre Taten dann mehr Durchschlagskraft hätten. Die Stadt Cherchell wurde nach dem Anschlag abgeriegelt.

Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung für die Angaben, die algerischen Behörden sind sehr zurückhaltend bei derartigen Vorfällen. Trotz der nationalen Versöhnungspolitik unter Präsident Abdelaziz Bouteflika seit Anfang 2000 und ein Amnestieangebot an Angehörige islamistischer Gruppen, die dem bewaffneten Kampf abschwören, kommt es immer wieder zu Anschlägen.

Islamische Extremisten bekämpfen algerische Sicherheitskräfte seit 1992. Damals hatte das Militär eine Wahl abgesagt, die wohl eine inzwischen verbotene muslimische Partei gewonnen hätte. Schätzungsweise 200.000 Menschen kamen seit Ausbruch der Gewalt ums Leben.

Seit Anfang August intensivieren die Islamisten in Algerien ihre Angriffe im Osten des Landes wieder, insbesondere in der Region Kabylei. Ziele sind fast immer die Sicherheitskräfte des Landes. Erst am Dienstagabend wurden in der Region Bordj Bou Arreridj rund 220 Kilometer südöstlich der Hauptstadt zwei Polizisten und ein Soldat bei einem Anschlag getötet.

Die Militärakademie von Cherchell wurde von Frankreich während des Zweiten Weltkriegs gegründet. Nach der Unabhängigkeit Algeriens blieb sie als Offiziersakademie bestehen.

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