Eine simple Ladehemmung seiner Pistole hat wahrscheinlich verhindert, dass Arid U. noch mehr Menschen töten konnte. Neunmal feuerte er am Mittwoch vor dem Frankfurter Flughafen auf einen Bus mit US-Soldaten. Dann streikte seine Waffe.
Nach dem Blutbad am Frankfurter Flughafen mit zwei Toten haben Trauernde Blumen am Tatort abgelegt.
(Foto: dpa)Was hat den 21 Jahre alten unauffälligen Mann von der Post, der sich heimlich in den vergangenen Wochen den Kampfnamen Abu Reyyan zulegte, dazu getrieben, auf die amerikanischen Soldaten zu schießen? War es Hass? War es die Folge von Omnipotenzphantasien? War es eine "islamistisch motivierte Tat", wie es die Bundesanwaltschaft vermutet? Gestanden hat der junge Mann, dass er die US-Soldaten ins Visier genommen hat. Niemand habe ihn beauftragt, zu töten. Er allein habe den Entschluss gefasst.
Ein Attentat aus dem Nichts
Nach bisherigem Stand der Ermittlungen war es also ein Einzeltäter, der den ersten vermutlich islamistisch motivierten Anschlag in Deutschland verübt hat. Es war ein "Attentat, das aus dem Nichts kommt", sagte Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) am Donnerstag. Bislang hatte es Tote und Verletzte nur bei Angriffen auf deutsche Einrichtungen oder deutsche Gruppen im Ausland gegeben.
Monatelang hagelte es im vergangenen Herbst Warnungen und Hinweise, die auf angeblich bevorstehende große Anschläge in Deutschland hindeuteten. Die Sicherheitsmaßnahmen waren verschärft worden. Anfang vorigen Monats wurden sie dann wieder zurückgefahren. Keine Entwarnung, aber die Gefahr ist wieder nur "abstrakt", nicht "konkret".
Was sagen solche politischen Floskeln über Gefahren, die von wirren, jungen Leuten ausgehen können? Arid U., der von Bekannten und Nachbarn als netter junger Mann beschrieben wird, arbeitete im internationalen Postzentrum am Flughafen, das von der Post AG betrieben wird, aber er hatte keinen Zugang zum Sicherheitsbereich und wurde deshalb auch nicht überprüft. Wäre er aufgefallen?
Am Mittwochnachmittag gegen 15.24 Uhr näherte sich der unauffällige Mann vor dem Terminal 2 im Bereich E des Flughafens einem dunkelblauen Bus der US-Luftwaffe, der auf einer öffentlich zugänglichen Busspur parkte. US-Soldaten wollten einsteigen; sie kamen aus Großbritannien und sollten zur US-Basis Ramstein gebracht werden, um sich dort ein paar Tage zu erholen, bevor es dann wieder in den Krieg nach Afghanistan ging.
Angeblich fragte der 21-Jährige einen der GIs, ob die Fahrgäste wirklich amerikanische Soldaten seien. Dann soll er, berichten Zeugen, erst nach einem Feuerzeug gefragt und dann laut "Allahu akhbar" gerufen haben, die übliche arabische Formulierung für "Gott ist groß", die von vielen islamistischen Gewalttätern auch als Schlachtruf benutzt wird. Dann begann er zu feuern. Er erschoss zunächst einen Soldaten vor dem Bus, dann den Fahrer. Im Wagen verletzte er zwei Soldaten schwer. Er traf sie in Brust und Kopf. Einer der Männer schwebte am Donnerstag noch in Lebensgefahr.