Windbeutel, Schuhe, Eier - nach Politikern wurde schon so einiges geworfen. In Berlin hat es nun Karl-Theodor zu Guttenberg erwischt. Der ehemalige Verteidigungsminister saß in Berlin mit dem Blogger und Piraten-Mitarbeiter Stephan Urbach zusammen, als ihm Netzaktivisten eine Torte ins Gesicht drückten. Der wurde Vorfall per Kamera festgehalten (hier das Video zum Tortenangriff auf Guttenberg) ...
... und von Urbach in seinem Blog ausführlich beschrieben. Demzufolge habe Guttenberg, seit November Berater der EU-Kommission in digitalen Fragen, die Attacke "recht locker" genommen und sei sich das Gesicht waschen gegangen. Bei Youtube wurden allerdings Zweifel daran laut, dass es sich tatsächlich um den Ex-Inhaber eines Doktortitels gehandelt habe: "Fake! Das ist Lothar Matthäus!", kommentierte ein User das Video. Bei Twitter wird zudem der Verdacht geäußert, der Angriff sei eine PR-Aktion zu Guttenbergs Gunsten gewesen: "Eine Torte ins Gesicht, und schon ist Plagiats-Guttenberg wieder sympathisch", schreibt "publictorsten".
Auch der französische Präsidentschaftskandidat François Hollande ist Opfer einer Lebensmittel-Attacke geworden: Der Sozialist wurde bei einem Wahlkampfauftritt von einer Frau mit Mehl bestäubt. Die 45-Jährige (rechts im Bild) stürmte Anfang Februar auf das Podium, als Hollande gerade einen Sozialpakt für Wohnungen unterschreiben wollte. Die Frau schrie in die Kameras von anwesenden Journalisten, ...
... ihr sei eine Ungerechtigkeit widerfahren. Die Sozialisten würden versuchen, sie umzubringen, sagte sie und verwies auf ihren Blog im Internet. Dort schreibt die 45-Jährige, sie sei als Lehrerin von ihren Vorgesetzten belästigt worden. Zudem sei sie das Opfer einer abgestimmten Kampagne, mit der sie diffamiert werden solle. Weiter schreibt die Frau, sie sei mit dem Tod bedroht worden und ihre Privatsphäre sei verletzt worden. Sie habe mehrfach erfolglos Anzeige erstattet. Der Blog enthält auch einen offenen Brief an Präsident Nicolas Sarkozy. Die Angreiferin wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Der sichtlich überraschte Hollande...
... blieb jedoch ruhig, fuhr, obwohl die Hälfte seines Gesichts, seine Brille und sein Anzug mit Mehl bedeckt waren, mit seiner Rede fort und unterzeichnete die Dokumente. Er wurde nicht verletzt. Er wolle auch keine zusätzlichen, schärferen Sicherheitsvorkehrungen für sich im Wahlkampf, sagte er direkt nach der Attacke: "Ich gehe die Risiken ein, die ein Kandidat eingehen muss." Und schließlich befindet er sich in bester Gesellschaft: Ein Überblick über die skurrilsten Attacken auf Politiker.
Bundespräsident Christian Wulff wird im April vergangenen Jahres in Wiesbaden Opfer eines Eierwerfers. Doch Wulff bleibt gefasst und zieht sich nur schnell ein anderes Jacket über. "Ich möchte Kontakt zu den Bürgern haben, da kann man auch mal von einem Ei getroffen werden", sagt er später.
Am 14.12.2009 zertrümmert ein offenbar geistig verwirrter Mann Silvio Berlusconis Nase. Die Waffe: Eine Miniatur des Mailänder Doms. Der italienische Ministerpräsident hat kurz vor dem Angriff eine Rede vor dem Bauwerk gehalten. Berlusconi wird durch den Angriff mit dem Mini-Dom so verletzt, dass er ins Krankenhaus muss. Kurz darauf versucht der italienische Handwerker Marco Ferrigno mit Miniaturen Berlusconis und Anspielungen auf die Attacke noch Geld zu verdienen. In einem Geschäft in Neapel bemalt er Berlusconi-Statuetten mit blutigen Nasen.
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) fliegen am 10. Mai 1991 in Halle Eier entgegen, geworfen von Matthias Schipke, dem Juso-Chef der Stadt. Die Geschosse treffen Kohl im Gesicht und an der Schulter. Womit der Werfer vermutlich nicht gerechnet hat: Während Eiweiß und über Kohls dunklen Anzug glitschen, geht der empörte Kanzler auf Schipke los. Nur mit Mühe können ihn Sicherheitsbeamte zurückhalten.
Noch mehr Grund, den Angreifer zur Rede zu stellen, hätte allerdings der damalige Außenminister Joschka Fischer (Grüne) am 13. Mai 1999 gehabt. Ein Mann aus der linksautonomen Szene schleudert ihm auf dem Grünen-Parteitag einen Farbbeutel an den Kopf, weil ihn die Zustimmung des Politikers zum Bundeswehreinsatz im Kosovo nicht passt. Fischers Trommelfell platzt. Der Täter wird zu einer Geldstrafe verurteilt.
Wie sauer er auf die kanadische Handelspolitik ist, drückt ein Angreifer am 16. August 2000 mit Hilfe von Süßem aus: Er wirft dem damaligen kanadischen Premierminister Jean Chrétien bei seiner Reise durch die Provinz Prince-Edward-Island eine Sahnetorte ins Gesicht. Die Leibwächter sind zunächst machtlos, überwältigen dann aber den Angreifer.
Auch nach seiner Zeit als Kanzler muss Helmut Kohl (CDU) noch Luftangriffe fürchten. Am 30. November 2000 signiert er im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann "Tagebuch 1998 - 2000", als ihn Windbeutel im Gesicht und am Anzug treffen. Älter und vielleicht weiser nimmt sich Kohl diesmal nicht wie 1991 den Werfer zur Brust, sondern setzt äußerlich ungerührt die Signierstunde fort.
Gewalttätiger war der Angriff auf den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder auf einer SPD-Veranstaltung in Mannheim am 19. Mai 2004. Der Politiker begrüßt gerade neue Parteimitglieder, als ihn ein erst im Februar eingetretener Lehrer ohrfeigt. Der Mann wird schnell aus der Partei ausgeschlossen. Nur drei Monate später wird Schröder wieder Ziel einer Attacke, diesmal treffen ihn im brandenburgischen Wittenberge Eier. Der Grund: Wut über Hartz-IV-Reformen.
Weltweit Aufsehen erregte der irakische Journalist Muntaser el-Saidi am 14. Dezember 2008. Er wirft bei einer Pressekonferenz in Bagdad seine Schuhe auf US-Präsident George W. Bush und ruft "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Bush duckt sich weg und nimmt den Vorfall mit Humor: "Wenn Sie Fakten wissen wollen: Es war ein Schuh der Größe 10." El-Saidi wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.