Süddeutsche Zeitung

Atomwaffen:Gespaltene UN

Der Vertrag gegen die Bombe erinnert die Nuklearstaaten an ihre Pflicht.

Von Stefan Ulrich

Rein rechtlich ist alles klar: Staaten, die keine Atomwaffen haben, dürfen auch keine erwerben. Und die Nuklearmächte sind verpflichtet, "in redlicher Absicht" einen Vertrag auszuhandeln, der ihre vollständige nukleare Abrüstung festschreibt. So steht es im Atomwaffensperrvertrag, dem fast alle Länder beigetreten sind.

Allerdings wurde der Vertrag bereits vor einem halben Jahrhundert geschlossen. Seitdem sind neue Atommächte wie Nordkorea hinzugekommen; und die alten - allen voran die USA und Russland - denken gar nicht daran, ihre Sprengköpfe komplett zu vernichten. Im Gegenteil. Sie investieren Hunderte Milliarden Dollar darin, ihr Massenvernichtungsarsenal zu modernisieren und noch zerstörerischer zu machen.

Daher ist es verständlich, dass nun 122 Staaten die Geduld verloren haben. Sie haben am Freitag einen Vertrag geschlossen, der alle Atomwaffen ächtet. Dabei machen jedoch die neun Nuklearstaaten sowie Länder wie Deutschland nicht mit. Welchen Sinn hat die Aktion dann? Nun, auch beim Verbot von Chemiewaffen oder Landminen ging zunächst eine Pioneergruppe gegen den Willen der Besitzer voraus. Heute ist die Ächtung dieser Waffen weit vorangekommen. Dass dies auch bei den Atomwaffen geschieht, ist nicht garantiert. Doch zumindest bauen die 140 Staaten Druck auf, damit die Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag endlich ernst genommen werden.

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Quelle:
SZ vom 08.07.2017
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