Atomstreit mit Teheran:Iranisches Öl-Ministerium dementiert Berichte über Öl-Lieferstopp

Lesezeit: 2 min

Das iranische Öl-Ministerium hat Berichte über einen angeblichen Öl-Lieferstopp an sechs EU-Staaten als falsch bezeichnet. Dabei käme eine derartige Sanktion Teherans nicht überraschend. Präsident Ahmadinedschad treibt den Konflikt mit dem Westen weiter - und weiht drei neue Atomprojekte ein.

Das iranische Öl-Ministerium hat einen Bericht des halbstaatlichen Senders Press TV dementiert, nach dem das Land Öl-Lieferungen an sechs europäische Staaten gestoppt hat. "Wenn eine solche Entscheidung getroffen wird, dann wird sie vom Obersten Nationalen Sicherheitsrat verkündet", sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Sender Press TV hatte gemeldet, die Lieferungen an die Niederlande, Griechenland, Portugal, Italien, Frankreich und Spanien seien als Reaktion auf das EU-Embargo eingestellt worden.

Die EU hatte das Embargo Ende Januar beschlossen, um Iran im Streit über das Atomprogramm des Landes zum Einlenken zu zwingen. Das EU-Embargo soll am 1. Juli in Kraft treten. In der Übergangszeit sollen sich Länder, die besonders vom iranischen Öl abhängig sind - wie das von der Schuldenkrise ohnehin schwer angeschlagene Griechenland - der Lage anpassen können.

Ein Öl-Lieferstopp Teherans käme für den Westen dennoch nicht überraschend. Nur zwei Tage nach dem EU-Beschluss hatten iranische Medien gemeldet, das Land wolle den Europäern zuvorkommen. In den Berichten Ende Januar hieß es, Iran wolle sämtliche Öl-Exporte nach Europa stoppen.

Ebenfalls aus Protest gegen die Sanktionen hat das iranische Außenministerium am Mittwoch gleich sechs Botschafter aus EU-Mitgliedsländern einbestellt. Wie der Nachrichtendienst Khabar weiter berichtete, seien die Botschafter aus den vom angeblichen Öl-Embargo betroffenen Ländern zitiert worden. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.

Neben dem Erdöl-Embargo hat die EU auch jede Zusammenarbeit mit der iranischen Zentralbank eingestellt, um Teheran im Atomstreit zum Einlenken zu bewegen. Die Regierung in Teheran steht entgegen eigener Darstellung im Verdacht, heimlich an Atomwaffen zu arbeiten.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad unternimmt kaum etwas, um diesen Verdacht zu entkräften. Im Gegenteil: Nach Meldungen iranischer Medien sollen an diesem Mittwoch gleich drei neue Atomprojekte einweiht werden. Unter anderem soll eine Anlage zur Urananreicherung in Natans in Betrieb genommen werden, berichtete das Staatsfernsehen. Dort solle Uran auf 20 Prozent angereichert werden.

Bei dem zweiten Projekt geht es nach Angaben des Staatsfernsehens um die Installation von in Iran hergestellten Brennstäben in einem medizinischen Forschungsreaktor in Teheran. Dieser hatte bisher mit Brennstäben aus Argentinien gearbeitet. Ferner geht es um die Einweihung neuartiger Zentrifugen, die Uran deutlich schneller als ältere Modelle anreichern können. Wo sich diese Zentrifugen befinden, wurde vom Fernsehen nicht erwähnt. Zuvor war jedoch über eine Anlage in Fordow, etwa 140 Kilometer südlich von Teheran, spekuliert worden.

Die zentrale Feier, zu der Ahmadinedschad erwartet wurde, war im Forschungsreaktor in Teheran vorgesehen. Die beiden anderen Projekte würden von Ahmadinedschad per Videokonferenz eingeweiht. Wie die Nachrichtenagentur ISNA berichtete, werde die Einweihung der Atomprojekte einmal mehr zeigen, dass sich Iran durch die Drohungen der Weltmächte nicht einschüchtern lasse und seine technologische Entwicklung fortsetze.

© Süddeutsche.de/dapd/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: