Süddeutsche Zeitung

Atomprogramm:Nordkorea scheitert erneut mit Raketentest

  • Nordkorea hat offenbar schon wieder eine Rakete abgefeuert - erneut erfolglos.
  • Kurz zuvor hatte US-Außenminister Tillerson im UN- Sicherheitsrat für Sanktionen gegen das Land geworben.
  • Die USA würden aber auch direkt mit Nordkorea sprechen, sofern es bereit sei, über einen Verzicht auf alle seine Atomwaffen zu verhandeln.

Von Christoph Neidhart, Tokio

US-Außenminister Tillerson hat vor einem nordkoreanischen Angriff auf die Millionenmetropolen Seoul und Tokio gewarnt. Die Gefahr sei real, sagte er in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates. Das Gremium müsse handeln bevor Nordkorea handele. Tillerson forderte, Nordkorea müsse dazu gebracht werden, sein Nuklearprogramm aufzugeben. Alle UN-Mitgliedsstaaten müssten die Sanktionen gegen Nordkorea besser umsetzen, das Land "finanziell isolieren" und alle diplomatischen Beziehungen "aussetzen oder herunterstufen". Wer sich nicht daran halte, dem drohten die USA ebenfalls mit Sanktionen.

Wenige Stunden nach Tillersons Auftritt teste Nordkorea erneut eine Rakete, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Militär meldete. Ein Geschoss sei nördlich von Pjöngjang gestartet. Es sei wenige Minuten nach dem Start zerbrochen und in das Japanische Meer gestürzt, das Korea Ostmeer nennt. Bei der Rakete habe es sich wahrscheinlich um eine ballistische Mittelstreckenrakete des Typs KN-17 gehandelt, erklärte ein Vertreter des US-Militärs. Zuletzt ist Mitte April ein nordkoreanischer Raketentest gescheitert.

US-Präsident Donald Trump reagierte auf Twitter, Nordkorea missachte mit dem fehlgeschlagenen Test die Wünsche Chinas und dessen "hoch respektierten Präsidenten". Der Test sei zwar nicht erfolgreich gewesen, trotzdem sei er "Schlecht!".

Vor der Rede von US-Außenminister Rex Tillerson im UN-Sicherheitsrat hatte Trump in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters nicht ausgeschlossen, dass die diplomatischen Bemühungen scheitern könnten. "Es besteht die Möglichkeit, dass wir am Ende einen großen, großen Konflikt mit Nordkorea haben", sagte Trump. Er ziehe es vor, die Krise um Pjöngjangs Atom- und Raketenprogramm diplomatisch zu lösen. Aber das sei schwierig, so Trump. Er lobte Chinas Präsidenten Xi Jinping, der den USA in der Nordkorea-Frage helfe: "Ein sehr guter Mann", der Tumult und Tote ebenfalls vermeiden wolle. "Aber vielleicht geht das nicht." Trump ließ überraschend Empathie für Diktator Kim Jong-un erkennen. "Er ist 27, sein Vater stirbt, er muss das Regime übernehmen. Das ist nicht leicht", so Trump. "Ich weiß nicht, ob er rational ist. Ich hoffe, er ist es."

Am Mittwoch hatte Trump alle Senatoren ins Weiße Haus bestellt, um sie über Nordkorea zu informieren. Dabei sagte Admiral Harry Harris, Kommandant der US-Pazifikflotte, die Lage um Nordkorea sei noch nie so gefährlich gewesen. Gleichwohl verneinte Senator John McCain danach die Frage, ob ein Krieg bevorstehe.

Während Trump drohte, betonte sein Außenminister Rex Tillerson, die USA würden direkt mit Nordkorea sprechen, sofern es bereit sei, über einen Verzicht auf alle seine Atomwaffen zu verhandeln. Die Obama-Administration hatte einen solchen Verzicht zur Vorbedingung für Gespräche gemacht. Und sich, weil Pjöngjang darauf nicht einging, auf "strategische Geduld" beschränkt. Tillerson sagte, Nordkorea halte Atomwaffen für eine Überlebensgarantie. "Wir wollen sie von dieser Rechnung abbringen und haben ihnen gesagt: Euer Weg zum Überleben und zur Sicherheit führt über eine Elimination der Atomwaffen. Dann werden euch andere Länder helfen, eure Wirtschaft zu entwickeln."

Er versicherte: "Wir wollen keinen Sturz des Regimes in Nordkorea." Nordkoreas Propaganda hält sich bisher mit Angriffen auf Trump zurück. Staatsmedien hatten Obama wegen seiner Hautfarbe angegriffen, die gestürzte südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye mit sexistischen Beleidigungen. Es ist Pjöngjangs Ziel, direkt mit Washington zu verhandeln. Südkorea wählt am 9. Mai einen neuen Präsidenten. Der Liberale Moon Jae-in könnte gewinnen, der bereits einmal mit Pjöngjang verhandelt hat. Nordkorea dürfte sich nun erst einmal zurückhalten.

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SZ vom 29.04.2017/lalse/lkr
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