Atomprogramm:Nordkorea erwägt Wiedereinstieg

Pjöngjang will die Atomanlage Yongbyon weiter betreiben - obwohl es sich Ende 2007 zur atomaren Abrüstung verpflichtet hatte. Die USA hätten sich nicht an Absprachen gehalten.

Nordkorea hat sich offenbar mit den USA über den Verzicht auf sein Atomprogramm zerstritten und erwägt nun einen Wiedereinstieg. Die nordkoreanische Agentur KCNA zitierte einen Mitarbeiter des Außenministeriums mit den Worten, man habe entschieden, den Rückbau der Atomanlage Yongbyon sofort auszusetzen.

Atomprogramm: Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il

Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il

(Foto: Foto: dpa)

Vielmehr werde jetzt über einen Wiederaufbau der Anlage nachgedacht. Grund dafür sei, dass sich die USA nicht an Absprachen gehalten hätten.

Das verarmte und international isolierte Land hatte sich Ende 2007 gegenüber Südkorea, China, Japan, Russland und den USA zur atomaren Abrüstung verpflichtet.

Vor wenigen Wochen hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice aber den von Nordkorea vorgelegten Atombericht bemängelt und erklärt, er gehe nicht auf den Verdacht der USA ein, dass Nordkorea heimlich Uran für Atomwaffen anreichere. Auch bleibe das kommunistisch regierte Land Antworten auf Fragen nach einem Technologietransfer in andere Länder schuldig.

Hauptstreitpunkt ist gegenwärtig die Überprüfung der nordkoreanischen Angaben zu seinem Atomprogramm. Die USA verlangen detaillierte Kontrollen, was Nordkorea bislang ablehnt. Die US-Regierung hat deswegen die Entscheidung aufgeschoben, Nordkorea von der Liste jener Staaten zu streichen, die den internationalen Terrorismus fördern.

Politik-Experten sehen in dem Schritt Nordkoreas einerseits den Versuch, diplomatisch zu taktieren und Zeit zu gewinnen. Andererseits dürfte die Regierung in Pjöngjang darüber verärgert sein, dass das Land noch immer als Unterstützer des Terrorismus gelte, sagte Shi Yinhong von der Renmin-Universität in Peking.

Außerdem dürfte Nordkorea extrem verärgert sein über die jüngste gemeinsame Militärübung der USA und Südkoreas, sagte Shi. Das Land betrachtet diese großen Manöver als ernste Bedrohung seiner Sicherheit und hat bislang jedes Mal scharf darauf reagiert.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: