Atommüll:Das Experiment

Die Suche nach einem Endlager ist eröffnet. Und ein großes Wagnis.

Von Michael Bauchmüller

Ein kleines Dorf in Deutschland, irgendwann um das Jahr 2030. Bauern sind mit ihren Traktoren auf dem Weg in die Landeshauptstadt. Bürger bilden eine Menschenkette um ein Waldgrundstück, die nahe gelegene Landstraße ist unpassierbar: eine Sitzblockade. Ob es wieder so kommen wird?

Das zugehörige Experiment kann nun beginnen, der Bundestag hat den Weg frei gemacht. Die neue Endlagersuche soll nachweisen, dass eine aufgeklärte Gesellschaft in der Lage ist, einen Ort selbst für jenen Müll zu finden, den keiner haben will. Dass sie das Ergebnis der Suche akzeptiert, wenn alle Argumente in einem offenen, transparenten Verfahren zusammengetragen wurden. Kurzum: Wenn es anders läuft als einst in Gorleben, wo die öffentliche Hand schließlich vor dem geballten Widerstand kapitulieren musste.

Natürlich werden sich am Ende betroffene Bürger gegen ein Endlager wehren. Zu Recht werden sie sich als Leidtragende eines Atommüll-Problems sehen, für das sie nichts können. Solchem Widerstand kann der Staat nur begegnen, wenn er für jede Stufe der Auswahl nachweisen kann, dass das Verfahren sauber und wissenschaftlich ablief. Das verlangt nicht nur Transparenz, sondern auch Geduld in der Debatte und letztlich verantwortungsvolle, mutige Politiker. Es wird viele Punkte geben, an denen das Experiment scheitern kann. Gelingt es aber, ist es ein Gewinn für die ganze Gesellschaft.

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