Ukraine:Lage am Kernkraftwerk Saporischschja ist angespannt

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Das Kernkraftwerk Saporischschja ist immer wieder beschossen worden. Derzeit ist offen, wie lange die Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA dort bleiben. (Foto: Iaea Mission; Iaea Imagebank/dpa)

Trotz der Anwesenheit von IAEA-Beobachtern kommt es rund um die Meiler zu Beschuss. Alle wichtigen Stromleitungen sind gekappt, die Kühlung erfolgt über eine Reserveleitung.

Von Florian Hassel, Belgrad

Auch nach dem Besuch der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bleibt die Lage um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja angespannt. Seit Samstagabend ist offenbar wegen Beschuss auch der Kontakt zur letzten von zuvor vier Stromleitungen unterbrochen, über die das größte Atomkraftwerk Europas sowohl Strom in das ukrainische Stromnetz einspeist wie seinerseits Strom für Kühlwasserkreisläufe und Kühlbecken für abgebrannte Reaktorbrennstäbe bezieht.

Der IAEA und Energoatom zufolge sind die Ingenieure des AKW auf eine kleinere Reservestromleitung ausgewichen. Zudem ist mit Reaktor 5 nur noch einer von sechs Atomreaktoren in Betrieb. IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi will den UN-Sicherheitsrat am Dienstag unterrichten. Zwei IAEA-Inspektoren sind Grossi zufolge nun dauerhaft im AKW Saporischschja stationiert.

Grossi nennt ihre permanente Anwesenheit "von überragender Wichtigkeit, um zu helfen, die Situation zu stabilisieren". Es gebe nun unabhängige Informationen über die Lage im Atomkraftwerk. "Wenn es jetzt eine Behauptung gibt, dass etwas auf der Anlage passiert ist, kann man sich an uns wenden - das ist der Unterschied", sagte Grossi. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, für Beschuss auf das AKW und andere Vorgänge verantwortlich zu sein, die die Sicherheit des Kraftwerks gefährden.

Grossi zufolge sind durch anhaltenden Beschuss seit August auf dem Kraftwerksgelände bisher ein Reservoir für in Beton eingegossenen radioaktiven Abfall beschädigt worden sowie ein Ventilationsrohr eines Gebäudes und das Trainingszentrum. Zumindest offiziell enthält sich die IAEA indes bisher jedes Kommentars darüber, wer für den Beschuss von Stromleitungen außerhalb oder von Kraftwerkseinrichtungen auf dem Gelände verantwortlich ist.

Russische Soldaten, Artillerie und Raketenwerfer waren zumindest vor der IAEA-Visite nach übereinstimmenden Berichten auf dem Kraftwerksgelände stationiert gewesen wie auch östlich im fünf Kilometer entfernten Enerhodar und westlich in mehreren Dörfern, etwa in Wodjane. Dem ukrainischen Generalstab zufolge habe Russland die gesamte Militärtechnik vor dem IAEA-Besuch vom Kraftwerksgelände entfernt. Ukrainische Einheiten und Luftabwehrgeschütze etwa des 301. Boden-Luft-Raketen-Regiments sind auf der anderen Seite des hier mindestens sieben Kilometer breiten Flusses Dnjepr stationiert, an dem das Atomkraftwerk liegt.

Der unabhängige russische Infodienst Insider veröffentlichte am Sonntag ein Video, das offenbar den Abschuss russischer Raketen vom Kraftwerksgelände oder aus einer westlich angrenzenden Stellung auf die ukrainische Seite in der Nacht vom 2. auf den 3. September zeigt. Der ukrainische Generalstab wiederum berichtete am 2. September, das ukrainische Militär habe sowohl russische Artillerie wie Munitionsdepots in Enerhodar mit "Präzisionsschlägen" zerstört.

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