Atomkatastrophe in Fukushima:Japan muss Tepco im Kampf gegen verstrahltes Wasser helfen

Japans Politik traut der Kernkraftfirma Tepco offenbar nicht mehr: Weil immer mehr radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima ins Meer auszulaufen droht, will die Regierung Tepco bei der Sicherung der Ruine helfen.

Die japanische Regierung will dem Betreiber des Unglückskraftwerkes Fukushima beim Kampf gegen atomar verseuchtes Grundwasser helfen. Das Land müsse dem Energiekonzern Tokyo Electric Power (Tepco) seine Hilfe anbieten, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch in Tokio.

Ministerpräsident Shinzo Abe werde dafür Sofortmaßnahmen anordnen, sagte ein Regierungssprecher. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge deute diese Ankündigung darauf hin, dass die Regierung sich an den Aufräumarbeiten direkt beteiligen will.

Nach Erkenntnissen der japanischen Atombehörde steigt inzwischen das hochradioaktiv verseuchte Grundwasser an und strömt auch in den Pazifik. Nach Regierungsangaben laufen jeden Tag 300 Tonnen belastetes Wasser ins Meer. Ein Behördenchef sagte, das Bewusstsein für die Krise sei bei Tepco nur gering ausgeprägt. Deswegen könne man die Firma mit dem Kampf gegen die Katastrophe nicht alleinlassen.

Die gewaltigen Massen radioaktiv verseuchtes Wasser in der zerstörten Anlage stellen für die Reparaturtrupps eines der größten Probleme dar. Dabei handelt es sich nicht nur um die riesigen Wassermengen, die zur nötigen ständigen Kühlung in die Reaktoren gepumpt werden. Erschwerend hinzu kommt, dass jeden Tag etwa 400 Tonnen Grundwasser in die Reaktorgebäude eindringen und sich dort mit dem kontaminierten Kühlwasser vermischen. Die auf dem Areal gebauten Auffangtanks reichen für das kontaminierte Wasser kaum aus. Um ein weiteres Eindringen von Wasser in die zerstörte Atomanlage zu verhindern, soll jetzt ein unterirdischer Wall aus gefrorenem Boden um die Reaktorgebäude errichtet werden.

Zu diesem Zweck sollen Rohre mit chemischen Kühlmitteln um die Gebäude der Reaktoren 1 bis 4 im Erdreich verlegt werden. Der auf diese Weise entstehende Schutzwall aus gefrorenem Boden werde voraussichtlich eine Länge von 1,4 Kilometern haben. Da der ohnehin schon finanziell schwer belastete Betreiberkonzern Tepco die dafür nötigen Mittel nicht wird aufbringen können, müsse der Staat einspringen, wie ein Regierungsprecher erklärte.

Immer wieder Lecks im Atomkraftwerk

"Kontaminiertes Wasser fließt ins Meer und wir können es nicht kontrollieren", hatte ein ranghoher Tepco-Mitarbeiter bereits Anfang der Woche gegenüber CNN zugegeben. Es sei ein sehr ernstes Problem, dass man undingt in den Griff bekommen müsse.

In dem Komplex in Fukushima, das gut 200 Kilometer nördlich von Tokio liegt, gab es im Jahr 2011 nach einem verheerenden Tsunami eine Kernschmelze, weil die Kühlsysteme der Anlage versagten.

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