Atom - München:Bayern stellt bundesweite Endlagersuche infrage: Kritik

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Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Foto: Angelika Warmuth/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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München (dpa) - Kurz vor der Veröffentlichung erster Ergebnisse der Atomendlager-Suche hat Bayern das seit 2017 laufende Verfahren grundsätzlich infrage gestellt. Mit Gorleben in Niedersachsen gebe es bereits einen gut erkundeten Standort für ein sicheres und fast schlüsselfertiges Endlager, sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) dem "Spiegel". Man habe "nur aus politischen Gründen den Schlüssel abgezogen. "Dieser Prozess wird über Jahrzehnte in Deutschland für Unruhe sorgen und Milliarden kosten", sagte Glauber. Den Neustart des Verfahrens hatten seiner Zeit Union, SPD und Grüne ausgehandelt und beschlossen.

Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) kritisierte die Äußerungen aus Bayern. "Unverantwortlich, dass Bayern schon jetzt aus dem Konsens aller Bundesländer ausschert, ergebnisoffen nach einem Atom-Endlager zu suchen", sagte Lies in Hannover. Er forderte den bayerischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf, diesen "plumpen Versuch" seines Umweltministers zu unterbinden.

Im "Spiegel" nannte Lies das Verfahren zur Endlagersuche sinnvoll. "Ich habe mich nicht um ein Endlager beworben", sagte er. "Aber auch wir haben die entsprechenden Gesteinsarten in Niedersachsen, das kann ich doch nicht leugnen." Mithilfe eines Begleitforums wolle er Bürger frühzeitig einbinden.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung forscht seit 2017 nach einem Endlagerstandort für hoch radioaktiven Abfall und prüft zunächst geologische Gegebenheiten. Die bundesweite Endlagererkundung war angesichts des jahrzehntelangen hartnäckigen Widerstands gegen den Ende der siebziger Jahre bereits ins Auge gefassten Standort Gorleben gestartet worden. Am 28. September sollen in Berlin bundesweit geeignete Teilgebiete für ein Endlager benannt werden. Laut Standortsuchgesetz soll die Suche 2031 mit einer Entscheidung enden.

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