Süddeutsche Zeitung

Atom-Konflikt:Iran stellt auf stur

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Ahmadinedschad bleibt auf Konfrontationskurs: Trotz der heftigen internationalen Proteste will er an seinen umstrittenen Atomplänen festhalten. Für Verhandlungen sei Iran dennoch offen - allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.

Iran hat am Dienstag Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm ausgeschlossen - solange der Westen als Vorbedingung dafür weiter die Aussetzung der Urananreicherung verlange.

Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki sagte vor Journalisten in Teheran weiter, sein Land sei zu Gesprächen ohne eine solche Vorbedingung bereit, die "andere Seite sollte jedoch etwas Neues vorlegen".

Am Montag hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad erklärt, Iran sei zur Produktion von angereichertem Uran im industriellen Stil in der Lage. Einzelheiten nannte er nicht.

Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Gholamresa Aghasadeh, gab am Dienstag bekannt, dass Iran bis zu 50.000 Zentrifugen zur Urananreicherung in seiner Anlage in Natans installieren will.

Das russische Außenministerium zweifelt an Ahmadinedschads Behauptungen. Moskau habe jedenfalls keine Erkenntnisse über eine grundlegende Änderung beim Atomprogramm der Islamischen Republik.

"Keine Alternativen zu Verhandlungen"

Als Reaktion auf die Ankündigungen Teherans hatte es zuvor heftige Kritik gegeben - auch aus Moskau: Die russische Regierung sprach am Montagabend von einer "Provokation".

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses in der russischen Staatsduma, Konstantin Kossatschow, nannte Irans Vorhaben zuvor eine "direkte Herausforderung der Weltgemeinschaft". Iran zeige ein weiteres Mal, dass es nicht zu einem Kompromiss mit der Weltgemeinschaft bereit sei, sagte Kossatschow der Agentur Interfax.

So lange jedoch keine direkten Beweise dafür vorlägen, dass Iran an einem Atomwaffenprogramm arbeite, gebe es keine Alternative zu politischen Verhandlungen.

Großbritannien verlangte von Teheran erneut die Einstellung der Urananreicherung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Iran aufgefordert, den Resolutionen des Weltsicherheitsrats voll zu folgen. Keine Reaktion gab es am Montag dagegen von der Internationalen Atombehörde (IAEO) in Wien. Der iranische Atom-Unterhändler Ali Laridschani drohte unterdessen mit einer härteren Gangart seines Landes und schloss eine Kündigung des Atomwaffensperrvertrags nicht aus.

Nach den Äußerungen Ahmadinedschads kann Iran sich jetzt mit atomarem Brennstoff selbst versorgen. "Iran steht seit heute auf der Liste derjenigen Staaten, die in der Lage sind, nuklearen Brennstoff herzustellen", sagte er in der Nuklearanlage Natans.

USA "besorgt"

Der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, Gordon Johndroe, äußerte sich "sehr besorgt" über die Entwicklung. "Wir rufen das iranische Regime auf, seine Verpflichtungen gegenüber der IAEO und dem UN-Sicherheitsrat zu erfüllen", sagte Johndroe. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack, betonte, die jüngste Entwicklung zeige die "vergebene Chance" für die iranische Führung, die internationalen Sorgen ernst zu nehmen.

Die Erklärung Ahmadinedschads zeige, dass die internationale Gemeinschaft zu Recht Sanktionen verhängt habe, sagte McCormack.

Die Regierung in London äußerte sich besorgt über die Ankündigung. Das bedeute einen weiteren Verstoß gegen Resolutionen der UN und IAEO, sagte ein Sprecher des britischen Außenministeriums. Die internationale Gemeinschaft sei sich einig, dass Teheran keine Atomwaffen besitzen dürfe.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte: "Ich hoffe sehr, dass sich die iranische Regierung selbst zu einer Zeit, in der sie Sanktionen des Sicherheitsrats ausgesetzt ist, auf einen Dialog mit dem Ziel der Verständigung einlässt."

Ahmadinedschad kritisierte in Natans erneut die von den Vereinten Nationen im Atomstreit beschlossenen Sanktionen, die Iran zur Einstellung der Urananreicherung bewegen sollen. Je nach Grad der Anreicherung kann Uran zivil oder militärisch genutzt werden. Das Land wird verdächtigt, an der Atombombe zu arbeiten. Das hat Teheran stets strikt zurückgewiesen.

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dpa/AFP
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