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Atom - Denkte:Umweltminister Lies mahnt zügige Bergung des Asse-Mülls an

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Remlingen (dpa/lni) - Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies hat eine konsequente Umsetzung der Rückholung des Atommülls aus dem Atommülllager Asse angemahnt. "Wir müssen zügig bergen", sagte der SPD-Politiker am Freitag bei der Vorstellung von Rückholungsplänen durch die zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). In dem maroden ehemaligen Bergwerk bei Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel liegen in 13 Kammern rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Es gibt den gesetzlichen Auftrag, die Asse unverzüglich stillzulegen.

Einen Plan mit Schwerpunkten zur Rückholung des Mülls aus der Schachtanlage Asse II hatte die BGE Ende März veröffentlicht. Demnach soll die Bergung der Fässer 2033 beginnen und rund 3,35 Milliarden Euro kosten. Laut BGE gehen Schätzungen von Experten weiterhin davon aus, dass die Rückholung mehrere Jahrzehnte dauern wird. Problematisch ist das auch, weil täglich Wasser in das Bergwerk eindringt und es zu destabilisieren droht.

Allein um das Bergwerk gebrauchstauglich zu halten, sind laut BGE umfangreiche Stabilisierungsmaßnahmen nötig. Für die Rückholung ist geplant, einen neuen Schacht sowie ein daran angeschlossenes Rückholbergwerk zu errichten. Die BGE plant zudem, auf dem neuen Betriebsgelände auch eine Abfallbehandlungsanlage zu bauen. Dort soll das Material untersucht und neu verpackt werden, um es bis zum Abtransport in ein noch ungeklärtes Endlager sicher lagern zu können.

"Die Rückholung selbst wird sich nach den Planungen weit über das Jahr 2050 erstrecken", sagte Umweltminister Lies bei der Veranstaltung, die im Internet übertragen wurde. Das vorgelegte Konzept bezeichnete er als "absolut nachvollziehbar und stringent". Von Genehmigungsverfahren ist Lies zufolge aber noch ein gutes Stück entfernt. An dem Zeithorizont, dass die Rückholung im Jahr 2033 beginnen müsse, lasse sich nicht rütteln, betonte Lies.

Naturschützer und Bürgerinitiativen kritisieren immer wieder den langen Zeitplan und mögliche Standorte eines Zwischenlagers. Für den Asse-II-Koordinierungskreis bleibt trotz des vorliegenden Konzepts offen, ob die Planungen überhaupt rechtssicher sind. "Sowohl die gültige Strahlenschutzverordnung als auch das Bergrecht stellen unseres Erachtens eine Rückholung des Atommülls in Frage", teilte die Initiative am Freitag mit. Sie forderte dazu auf, die Rechtslage für eindeutig zu klären.

Die aktuellen Arbeiten im Atommülllager Asse und dem geplanten Endlager Schacht Konrad werden durch die Corona-Krise einschränkt. Allein die Einhaltung des Abstandsgebots bei den täglichen Seilfahrten führe dazu, dass die Belegschaft unter Tage bei den Projekten halbiert werden müsste, teilte die BGE mit. "Wo immer es möglich und vertretbar ist, werden auch im Untertagebetrieb die in der heutigen Situation gebotenen Abstandsregeln eingehalten", sagte BGE-Sprecherin Monika Hotopp.

Bei unaufschiebbaren Arbeiten mit kürzeren Abständen sei die Ausstattung mit Mund-Nase-Schutz und Schutzbrille zwingend, sagte Hotopp. Zeitliche Verzögerungen seien bisher nicht erkennbar, in der aktuellen Lage aber auch schwer abzuschätzen. Über Einschränkungen für das marode ehemalige Bergwerk Asse und Schacht Konrad in Salzgitter hatte zunächst die "Braunschweiger Zeitung" berichtet. In der kommenden Woche soll die Asse auch Thema in Umweltschüssen des Landtags und des Bundestags sein.

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