Atlantik-Brücke:CDU-Altstar Merz gewinnt die Schlammschlacht

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Die Mitglieder der einflussreichen Atlantik-Brücke haben den Machtkampf zwischen dem Ehrenvorsitzenden Kiep und Friedrich Merz beendet. Es siegte Jung gegen Alt.

Markus C. Schulte von Drach

Der heftige Machtkampf in einer der einflussreichsten und exklusivsten Organisationen der Berliner Republik ist beendet: Friedrich Merz ist erneut zum Vorsitzenden der Atlantik-Brücke gewählt worden.

Der Junge hat sich gegen den Alten durchgesetzt: Friedrich Merz (rechts) hat im Machtkampf innerhalb der Organisation Atlantik-Brücke gegen den früheren CDU-Bundesschatzmeister Walther Leisler Kiep gewonnen. Merz, früher Chef der Unionsfraktion, bleibt damit Vorsitzender des Klubs, der sich für die Verständigung zwischen Deutschland und den USA einsetzt. (Foto: dpa)

Der frühere CDU/CSU-Bundestagsfraktionschef hat sich demnach gegen den Ehrenvorsitzenden Walther Leisler Kiep durchgesetzt. Vorangegangen war ein Streit wie unter "Kesselflickern" ( Die Zeit) - und das in einer Organisation, deren Mitglieder zur Crème de la Crème der politischen und wirtschaftlichen Elite gehören.

Mit großer Mehrheit sprachen sich die Mitglieder des Vereins am Dienstag in einer nicht geheimen Abstimmung für Merz aus.

Die 1952 gegründete Atlantik-Brücke gilt als wichtiges Netzwerk, das sich bemüht, das Verständnis zwischen Deutschland und den USA zu verbessern. Zu den rund 500 Mitgliedern gehören etliche Top-Manager, Politiker und Medienleute. Mitglied wird man nur auf Einladung.

Friedrich Merz hatte den Vorsitz am 1. Juni abgegeben, nachdem der frühere CDU-Schatzmeister Kiep ihn zum Rücktritt gedrängt hatte. Der 84-Jährige, der selbst 2000 wegen seiner Rolle in der CDU-Spendenaffäre vom Vorsitz des Vereins zurückgetreten war, hatte Merz vorgeworfen, durch "Teilnahme am allgemein politischen Kurs" die parteipolitische Neutralität der Organisation zu gefährden.

Anlass seiner Kritik war das Buch Was jetzt zu tun ist, das Friedrich Merz gemeinsam mit dem früheren SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement geschrieben hat. Merz und Clement hatten in dem Buch der politischen Klasse Deutschlands, insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mangelnde politische Führung vorgeworfen.

Großatlantiker Kiep warnte die Mitglieder des Vereins, Merz sei wieder politisch aktiv. Seine Teilnahme am politischen Diskurs könnte dazu führen, dass "die Atlantik-Brücke von Friedrich Merz in eine politische Kontroverse, insbesondere mit der Bundeskanzlerin, einbezogen werden könnte". Die Brücke dürfe aber keine Plattform für parteiübergreifende und innerparteiliche Auseinandersetzungen werden.

Besonders pikant ist dabei: Merz war vor eineinhalb Jahren ausgerechnet von seinem Parteikollegen Kiep eingeladen worden, für den Vorsitz zu kandidieren.

Nach Einschätzung von Insidern ging es dem Ehrenvorsitzenden allerdings vor allem darum, seinen Einfluss auf die Organisation zu verteidigen. Als Vorsitzender hatte Merz die Sanierung der Vereinsfinanzen mittels eines strenges Sparprogramm angekündigt. Davon betroffen musste sich insbesondere der Ehrenvorsitzende fühlen, der häufig für die Brücke auf Reisen war. Kritiker hatten den Sinn seiner Auslandsaufenthalte allerdings in Frage gestellt.

Darüber hinaus hatte sich der Verein finanziell übernommen, als er nach dem Hurrikan Katrina Aufbauhilfe in New Orleans geleistet hatte. Kiep selbst hatte schließlich aus eigenen Mitteln ein 110.000-Euro-Loch in der Kasse gestopft. Auch die Geschäftsführerin des Vereins, Beate Lindemann, wollte Merz ersetzen. Sie gilt als enge Vertraute von Kiep.

Gefährdung des "Mythos"

Kritisiert wurde Merz von Ehrenchef Kiep und dessen Anhängern auch für seine Versuche, den Verein stärker in der Öffentlichkeit auftreten zu lassen. Der 54-jährige Rechtsanwalt wolle sich auf Kosten des Vereins profilieren, hieß es, und gefährde so dessen Exklusivität und "Mythos".

Im Juni war es auf einer Vorstandssitzung in Berlin schließlich zu einem heftigen Streit zwischen Merz und dem Ehrenvorsitzenden gekommen. Daraufhin war Merz zurückgetreten.

Eine Findungskommission,eingesetzt von Geschäftsführerin Lindemann, hatte den Noch-Chef der Unternehmensberatung Roland Berger, Burkhard Schwenker, als möglichen Vorstandsvorsitzenden vorgeschlagen. Eine Kommission der Merz-Anhänger hatte lange Zeit keinen Gegenkandidaten präsentiert. Bis vor wenigen Tagen war nicht klar gewesen, ob Merz selbst noch einmal kandidieren würde.

Nach Angaben mehrerer Teilnehmer der Mitgliederversammlung wurde dort nun eine "Paketlösung" beschlossen. Friedrich Merz ist wieder Vorsitzender, Schwenker und die frühere Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) wurden zu Stellvertretern gewählt. Geschäftsführerin Lindemann wird zum Jahreswechsel ausscheiden.

Jetzt warten alle auf den atlantischen Frieden.

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