Die Zusammenführung von Familien syrischer Flüchtlinge überfordert offenbar viele deutsche Botschaften und Konsulate im Nahen Osten. Bis zu einem Jahr müssen Angehörige von syrischen Flüchtlingen, die Deutschland aufgenommen hat, auf einen Termin in einer deutschen Auslandsvertretung warten, um ein Visum zum Familiennachzug zu beantragen. So sind in den Botschaften und Generalkonsulaten in der Türkei Termine erst "ab April/Juni 2016 verfügbar", schreibt Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, auf eine Frage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke. Auch die Botschaften in Ägypten und Saudi-Arabien haben demnach Wartezeiten von bis zu sechs Monaten, in Libanon sind die Termine bis August ausgebucht, in Jordanien müssen Antragsteller dagegen nur ein bis drei Wochen warten. Das Konsulat im nordirakischen Erbil bearbeitet nur Anträge besonders schutzbedürftiger Frauen und Kinder und verweist andere Antragsteller in der Regel nach Ankara.
Nachdem Deutschland in den vergangenen drei Jahren insgesamt 120 000 Syrer aufgenommen habe, sei die Anzahl der Anträge auf Familienzusammenführung "in bisher ungekannter Größenordnung angestiegen". Angesichts des grundgesetzlich geschützten Rechtsanspruchs auf Familiennachzug seien die langen Wartezeiten "ein unerträglicher Skandal", sagt Jelpke.
Manche Flüchtlinge bezahlen laut einem Bericht des ARD-Magazins Monitor hohe Summen für einen Termin in den Botschaften von Ankara und Beirut. Das Auswärtige Amt erklärte dem Bericht zufolge, jedem Verdacht auf Unregelmäßigkeiten werde nachgegangen: "Bisher konnten in keinem Fall die Vorwürfe erhärtet werden."