Die Zahl der Menschen, die auf ihrer Flucht Deutschland erreicht haben, ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Insgesamt, so sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Berlin, sind 2016 nach vorläufigen Berechnungen etwa 280 000 Menschen als Flüchtlinge gekommen. Das sind weniger als ein Drittel der Vorjahreszahl: 2015 waren es etwa 890 000 gewesen.
Frühere Angaben von mehr als einer Million hatten sich etwa durch Doppelregistrierungen ergeben. Wie de Maizière sagte, seien die aktuellen Zahlen nun genau, da inzwischen alle Flüchtlinge in Deutschland anhand der Fingerabdrücke erfasst und registriert wurden.
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Die Daten enthalten dem Minister zufolge noch die hohen Zugangszahlen der ersten drei Monate des vergangenen Jahres. Erst danach war das EU-Türkei-Abkommen in Kraft getreten und die Balkanroute geschlossen worden. Ohne die Zahlen im ersten Quartal wären im vergangenen Jahr etwa 200 000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.
Die Zahl der Asylanträge im Jahr 2016 lag dem Innenministerium zufolge bei 745 545, das sind 268 869 mehr als im Vorjahr. Dass diese Zahl so viel höher liegt als die der 2016 registrierten Flüchtlinge, liegt daran, dass noch etliche der in den Jahren zuvor eingereisten Migranten ihre Anträge erst im vergangenen Jahr gestellt haben.
36,8 Prozent der Asylbewerber erhalten Schutz gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention
Dem Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Frank-Jürgen Weise, zufolge konnten dank eines gigantischen Personalaufbaus und einer anderen Ablauforganisation im Bamf 695 000 Entscheidungen über Asylanträge fallen, etwa 146 Prozent mehr als 2015.
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Unter den Asylbewerbern, die 2016 in Deutschland Anträge stellten, lag der Anteil der Syrer bei etwa 36 Prozent, etwa 17 Prozent stammten aus Afghanistan, und 13 Prozent aus dem Irak. Schutz gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention erhielten 36,8 Prozent aller Asylbewerber, 22,1 Prozent wurde subsidiärer Schutz gewährt, so dass sie vorerst in Deutschland bleiben können.
Tod im Mittelmeer
Die relativ geringe Zahl von Menschen, die an Deutschlands Grenzen als Flüchtlinge registriert wurden, zeige, "dass die Maßnahmen, die die Bundesregierung und die EU ergriffen haben, greifen", sagte de Maizière.
Seit die europäischen Länder ihre Grenzen für Migranten weitgehend dichtgemacht haben und das Türkei-Griechenland-EU-Abkommen besteht, bleiben viele Menschen nun in der Türkei, weitere stecken auf dem Balkan oder in Griechenland fest, wo sie bei eisigen Temperaturen teils in Zelten ausharren müssen.
2015 waren dem UN-Flüchtlingsbüro UNHCR zufolge insgesamt etwas mehr als eine Million Menschen über das Mittelmeer nach Europa gekommen - mehr als 850 000 Menschen hatten sich von der Türkei aus über die Ägäis nach Griechenland auf den Weg gemacht.
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2016 schafften es nur noch etwa 362 000 über das Mittelmeer nach Europa - davon etwa 173 000 von der Türkei aus nach Griechenland. Dafür stieg allerdings die Zahl der Asylsuchenden, die über die zentrale Mittelmeerroute nach Italien flohen um etwa 30 000 auf mehr als 181 000 an.
Offenbar mit tödlichen Folgen: Wie das Missing Migrants Project der Internationalen Organisation für Migration unlängst berichtete, haben 2016 insgesamt 5079 Migranten im Mittelmeer ihr Leben verloren oder werden seit ihrem Fluchtversuch vermisst. Dem UNHCR zufolge waren es 5022 Todesopfer oder Vermisste.
Während auf der östlichen Route nach Griechenland die Zahl der Toten und Vermissten von fast 800 auf etwa 440 gesunken ist, ist sie auf der zentralen Route von mehr als 2900 auf etwa 4500 gestiegen. Dem UNHCR zufolge war das Jahr für Flüchtlinge auf dem Mittelmeer damit das bislang tödlichste überhaupt. Durchschnittlich 14 Migranten starben dort jeden einzelnen Tag, berichtete die Behörde Ende Dezember.
Im neuen Jahr sind bereits elf Flüchtlinge im Mittelmeer gestorben.