Migration:So viele Asylanträge wie seit 2017 nicht mehr

Migration: Asylsuchende waren in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung des Landes Berlin für Asylbewerber. (Archivbild)

Asylsuchende waren in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung des Landes Berlin für Asylbewerber. (Archivbild)

(Foto: imago stock&people via www.imago-images.de/imago images/IPON)

Die meisten Anträge kamen von Schutzsuchenden aus Syrien und Afghanistan. Über etwa 108 000 der 190 800 eingegangenen Anträge hat das Bundesamt noch nicht entschieden.

In Deutschland sind im vergangenen Jahr so viele Asylanträge gestellt worden wie seit 2017 nicht mehr. Wie aus Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hervorgeht, nahm die Behörde 2021 etwa 190 800 Asylanträge entgegen. Die Zahlen liegen der Deutschen Presse-Agentur vor.

Die Gründe für die gestiegene Zahl der Asylanträge sind vielfältig: der anhaltende Bürgerkrieg in Syrien, die Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan und die Migrationsroute über Belarus gehören dazu. Syrien führte erneut die Liste der Hauptherkunftsländer von Asylbewerbern im vergangenen Jahr an. Mehr als 70 000 Anträge betrafen laut Bamf-Statistik Menschen aus dem arabischen Land.

Zugenommen hat den Angaben zufolge die Zahl der Schutzsuchenden aus Afghanistan, das inzwischen wieder von den militant-islamistischen Taliban regiert wird. Mehr als 31 000 Afghanen stellten im vergangenen Jahr einen Asylantrag. Die ehemaligen Ortskräfte der Bundeswehr und anderer deutscher Institutionen hatten vorab eine Aufnahmezusage erhalten und müssen daher kein Asyl beantragen. Das gilt auch für ihre Familienangehörigen sowie für Menschenrechtler und andere Menschen aus Afghanistan, denen die Bundesregierung aufgrund ihrer Tätigkeit eine Aufnahme zugesichert hat.

Deutlich zugenommen hat laut Statistik die Zahl der Menschen aus Nordmazedonien, die beim Bamf vorstellig wurden. Im vergangenen Jahr registrierte das Bundesamt mehr als 4500 Asylanträge von Menschen aus dem Westbalkanstaat. Insgesamt verzeichnete die Behörde einen hohen Anteil von Folgeanträgen von Menschen vom Westbalkan, die zuvor bereits ausgereist waren. Bei Antragstellern aus dem Kosovo registrierte das Bamf allerdings einen Rückgang.

Vergleich mit Asylzahlen des Jahres 2020 ist wenig aussagekräftig

Etwa 148 000 Anträge betrafen Ausländer, die erstmalig in Deutschland einen Asylantrag stellten - dies ist der höchste Stand an Erstanträgen seit 2018. Etwa 17,5 Prozent der Erstanträge wurden eingereicht für Kinder im Alter von unter einem Jahr, die in Deutschland geboren wurden. Das Bundesinnenministerium wies darauf hin, dass ein Vergleich mit den Asylzahlen des Jahres 2020 aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wenig aussagekräftig sei. 2020 waren in Deutschland etwa 122 000 Asylanträge gestellt worden. 2017 hatten mehr als 222 600 Menschen Schutz beantragt.

Über etwa 108 000 Anträge hatte das Bundesamt Ende 2021 noch nicht entschieden, und damit über knapp doppelt so viele wie am Ende des Vorjahres. Das ist laut Innenministerium vor allem "auf die anhaltende Sekundärmigration innerhalb der EU" zurückzuführen sowie auf die Tatsache, dass Entscheidungen zu Afghanistan im Spätsommer und Herbst zeitweilig wegen der veränderten Lage im Herkunftsland zurückgestellt worden waren. Im vergangenen Jahr wurden 21,4 Prozent aller Asylanträge abgelehnt. Anderweitig erledigt haben sich 36,7 Prozent der Anträge: etwa durch eine Zuweisung in ein anderes EU-Land nach dem sogenannten Dublin-Verfahren oder weil der Antrag zurückgezogen wurde.

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