Asyl:Feuer und Blockaden

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Eine Unterkunft brennt und ein Buskonvoi wird angegriffen - Szenen aus Deutschland in der Flüchtlingskrise.

Tausende bei Pegida-Demo

In Dresden haben am Montagabend wieder mehrere Tausend Anhänger des islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses gegen die Asylpolitik der Bundesregierung demonstriert. Nach Polizeiangaben seien in etwa so viele Menschen gekommen wie bei der Kundgebung anlässlich des ersten Jahrestags der Pegida-Gründung vor einer Woche. Damals wurde die Zahl der Teilnehmer auf mindestens 15 000 geschätzt. Etwa 1300 Pegida-Gegner versuchten zwischenzeitlich, die Veranstaltung mit lauter Musik zu stören. Zu Eklats oder Auseinandersetzungen kam es bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht. In einer Flüchtlingsunterkunft im hessischen Lampertheim haben Unbekannte ein Feuer gelegt. Alle 49 Bewohner konnten das Haus unverletzt verlassen. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es nicht, sagte eine Polizeisprecherin in Darmstadt am Montag. Das Motiv sei aber noch unklar. Der Brand war im Büro einer Immobilienfirma im Erdgeschoss des Gebäudes gelegt worden. Die Täter seien bereits am Sonntagabend dort eingebrochen. Sie randalierten, tranken dort gelagerte Weinflaschen aus und legten an mehreren Stellen Feuer. Ein weiterer Brandherd wurde im Treppenhaus entdeckt. Einige der Flüchtlinge wohnten direkt über dem Büro, wie die Polizeisprecherin sagte.

Das Haus ist vorerst unbewohnbar. Die Flüchtlinge wurden an anderen Orten untergebracht. Im sächsischen Freiberg hat ein Großaufgebot der Polizei etwa 700 Flüchtlinge vor rund 400 Asylfeinden schützen müssen. Die rechten Demonstranten bewarfen am Sonntagabend einen Konvoi aus 13 mit Flüchtlingen besetzten Bussen sowie Fahrzeugen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Polizei, wie die Polizeidirektion Chemnitz am Montag mitteilte. Dabei wurde ein Polizeifahrzeug beschädigt. Drei Beamte wurden bei den Krawallen im Verlauf des Abends verletzt. Die Asylfeinde hatten sich Sonntagabend am Bahnhof versammelt, wo ein Zug mit Flüchtlingen angekommen war. Mit mehreren Blockaden versuchten sie, die Abfahrt der Busse zu verhindern. Die Polizei musste die Blockaden räumen und dafür in einem Fall auch Pfefferspray und einen Schlagstock benutzen. Etwa 200 Beamte waren im Einsatz. Weil sie Angriffe auf die Flüchtlinge befürchtete, begleitete die Polizei die Busse aus Freiberg hinaus. Dabei wurde der Konvoi angegriffen. Nachdem die Mehrzahl der Fahrzeuge den Bahnhof verlassen hatte, löste sich die Demonstration auf. Die Polizei nahm acht Strafanzeigen auf. Medienberichten zufolge wurden die Flüchtlinge in Asylunterkünfte nach Leipzig und Dresden gebracht.

15 000 suchen Schutz in Bayern

Die Zahl der Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze steigt wieder stark an. Am Wochenende kamen nach Angaben des bayerischen Innenministeriums 15 000 Menschen über die Grenze. Nach den zusammengerechneten Zahlen von Bundes- und Landespolizei waren es 9000 Flüchtlinge am Sonntag und 6000 am Samstag. In den kommenden Tagen erwarten die Fachleute des Ministeriums weiter "ungebremst hohen Migrationsdruck", wie ein Sprecher am Montag sagte. Die Zahlen waren in der vergangenen Woche zwischenzeitlich auf 4000 bis 5000 Menschen pro Tag zurückgegangen. Eine Hauptursache war, dass die slowenischen Behörden die Grenze zu Kroatien zeitweise geschlossen hatten. Viele Menschen saßen daher zunächst auf der kroatischen Seite fest.

© SZ vom 27.10.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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