Süddeutsche Zeitung

Asyl-Bundesamt:Warnung für Seehofer

Die Missstände können zum Problem für den Innenminister werden.

Von Bernd Kastner

Man sagt das gern, wenn es irgendwo chaotisch, aber dabei auch lustig zugeht: drunter und drüber. Das Drunter und Drüber lässt sich gerade jeden Tag auf offener Bühne bestaunen, die Bühne heißt Asyl-Bundesamt. Allein, spaßig ist gar nichts in dieser Aufführung.

Da schaut offenbar über Jahre keiner genauer auf die Filiale in Bremen, deren Ex-Chefin in Verdacht der Manipulation steht. Als die neue Chefin der Bremer Alarm schlägt, wird sie nach Niederbayern versetzt. Da schickt diese Josefa Schmid dem Innen-Staatssekretär in Berlin einen langen Bericht voller Unglaublichkeiten - und was macht der? Lässt ihn liegen und schaut zu, wie sein Chef Horst Seehofer das Bamf in Nürnberg zwei Tage später in den höchsten Tönen lobt.

Der lange ahnungslose CSU-Chef lässt den Bundesrechnungshof nun die Strukturen des Amts und seines Ministeriums prüfen. Das aber reicht nicht aus. Er müsste auch unabhängige Asylexperten nach Bremen und Nürnberg schicken, die in der Lage sind, in den komplizierten Asylverfahren auch die Grautöne zu erkennen zwischen richtig und falsch. Dringend nötig ist auch, funktionierende Kontrollmechanismen zu etablieren, das Innenressort ist dafür verantwortlich. Wenn Seehofer nicht schnell und glaubwürdig aufklärt, könnte ihm das Chaos im Bamf ziemlich gefährlich werden.

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Quelle:
SZ vom 18.05.2018
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